Twitch vs. US-Musikindustrie – Massenhaft Urheberrechtsverletzungen

Der Streaming-Dienst Twitch wurde von einer Abmahnungswelle der US-Musikindustrie getroffen. In etwa 1.000 Fällen sei das Urheberrecht im Content der Plattform verletzt worden. Die Amazon-Tochter Twitch gibt sich enttäuscht, da nicht im Vorfeld das Gespräch gesucht wurde. Sie wäre bereit gewesen, gemeinsame Lösungen zu finden. Schon seit Mitte letzten Jahres führen neue Regelungen im US-Urheberrecht zu Abmahnungen bei Twitch von Copyright-Halter*innen. Der Konzern versucht zu vermitteln.

Twitch vs. US-Musikindustrie – Massenhaft Urheberrechtsverletzungen

Die US-amerikanische Musikindustrie hat es aktuell auf den Streaming-Dienst Twitch abgesehen. Das Urheberrecht sei in ungefähr 1.000 Fällen durch den illegalen Einsatz lizenzierter Musik verletzt worden, wie das Unternehmen den User*innen in einer Mail vom letzten Freitag mitteilte. Die Mail wurde vom Journalisten Rod Breslau auf Twitter geteilt. Es sei der erste Kontakt mit der Musikindustrie und der Konzern sei enttäuscht, dass hier nicht das Gespräch gesucht wurde, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, heißt es in der Mail.

Die Amazon-Tochter unter Druck

© Mateo Vrbnjak

Bei der Amazon-Tochter Twitch gab es schon seit November letzten Jahres Probleme mit dem DMCA (Digital Millenium Copyright Act). Neue Regelungen im DMCA hatten zu massenhaft Account-Sperrungen und Video-Löschungen geführt. Betroffen wären auch berühmte deutsche Streamer*innen wie MontanaBlack, Papaplatte und Gronkh. Die Plattform wird hauptsächlich von Gamer*innen genutzt, die hier ihre Livestreams senden oder ihre Videos einstellen. Der Einsatz von urheberrechtlich geschützter Musik kommt entweder aus dem Soundtrack der Spiele selbst oder wird von dem Content zur Untermalung durch die Streamer*innen hinzugefügt. Beides ist durch den DMCA verboten.

Die Kritik hat weniger den DMCA als Twitch selbst getroffen. Den User*innen fehlte es an Transparenz hinsichtlich der Maßnahmen und wie sie sich besser vor diesen schützen könnten. Für die User*innen war oft nicht klar, worin die Urheberrechtsverletzung überhaupt bestand, also welcher Song möglicherweise zu einer Sperrung führte.

Der Twitch-Chef Emmett Shear reagierte schnell und entschuldigte sich bei den User*innen für das harsche und schlecht kommunizierte Vorgehen. Inzwischen wurden Tools zur Verfügung gestellt, mit denen die User*innen Abmahnungen und Sperrungen vermeiden können sollen. Auch sie seien mit der plötzlichen Welle an “DMCA-Takedowns” überfordert gewesen.

Automatische Tools seien verantwortlich

© Alexey Savchenko

Waren es bisher zwar sehr viele, aber offenbar jeweils einzelne Forderungen durch verschiedene Copyright-Halter*innen, gibt es jetzt insofern eine Zuspitzung, da Twitch auf einen Schlag etwa 1.000 Urheberrechtsverletzungen erreicht hätten, wie sie ihren User*innen in am letzten Freitag in einer Mail mitteilte. Die Mail wurde von Rod Breslau auf Twitter veröffentlicht. Darin vermutet der Konzern, die Musikindustrie nutze automatische Tools, die die verwendete Musik aufspüren können. Insofern dürfte es erst der Anfang sein.

Zwar gibt es Lizenzverträge mit Twitch, diese betreffen bisher aber nur das Livestreaming und nicht die Videos on Demand (VOD). Mit der Musikindustrie, die in USA durch die RIAA vertreten wird, hätte Twitch bisher noch keinen Kontakt gehabt. Insofern zeigt sich der Konzern enttäuscht darüber, dass nicht im Vorfeld mit ihnen gesprochen wurde, da sie durchaus für Gespräche bereit wären und gerne gemeinsam eine Lösung gefunden hätten.

Kommt auch Twitch vs. GEMA?

Es ist gut denkbar, dass auch die deutsche Musikindustrie zukünftig den Streaming-Dienst zur Kasse bitten möchte. Diese hat vertreten durch die GEMA bereits mit dem Google-Giganten YouTube Beharrlichkeit bewiesen und damit am Ende auch Erfolg gehabt. Nach sieben Jahren Streit, der teilweise vor Gericht ausgetragen wurde, ist die GEMA-Musik seit 2016 durch eine Abgabe des Konzerns lizensiert und darf von den User*innen verwendet werden. So eine Regelung wäre auch mit Twitch denkbar. Nun ist die Amazon-Tochter aber erstmal mit der RIAA beschäftigt.


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