Letzte Woche fand die Verleihung der Emmy-Awards statt, welche zu einer Welle der Kritik führte. Viele Prominente posteten negative Kommentare in den sozialen Netzwerken und warfen der Veranstaltung fehlende Diversität vor. Nicht eine Person of Color (PoC) befand sich unter den zwölf Gewinner*innen der besten Haupt- und Nebenrollen im Bereich Komödie, Drama und limitierter Serie. Die Emmy-Awards-Gewinnerin und Toningenieurin Alexandria Perryman teilte ihre Enttäuschung über Twitter mit:
„Black host, Black announcer hell even Black music. We doing everything but win.“
Die Erwartungen an die diesjährige Preisverleihung waren besonders hoch, da die Diversität unter den Nominierten so hoch war wie noch nie. Die Anzahl der nominierten People of Color war um ganze 17% höher als im Jahr zuvor. Insgesamt waren es 49 Nominierte in den Bereichen Schauspiel und „Reality Hosting“. Im Laufe der Preisverleihung trübte sich jedoch das Bild. Nach langen zwei Stunden ging der erste Award an eine Person of Color, Rue Paul von der Show „Rue Pauls Dragrace“.
Besonders auffällig war, dass die Awards für „Guest Acting Performances“ fast ausschließlich an PoC gingen. Auf den ersten Blick klingt das vielleicht gar nicht so schlecht, betrachtet man jedoch die Umstände, zeigt sich ein anderes Bild. Die Preise für „Guest Acting Performances“ werden nicht bei der Primetime-Preisverleihung vergeben, sondern einige Tage vor dem großen Event: bei den „Creative Arts Emmys“. Daraus entsteht ein Bild der Ungleichheit. Die Awards für Nebenrollen gehen auf einem kleinerem Nebenschausplatz an PoC, während Preise für Hauptrollen in der prachtvollen Emmy-Veranstaltung überwiegend an weiße Künstler*innen übergeben werden.
#oscarssowhite – kein neues problem
Die Emmy-Awards sind nicht die ersten, die aufgrund fehlender Diversität kritisiert werde. Bereits 2016 entstand der Hashtag: #oscarssowhite. Es war schon das zweite Jahr in Folge, in dem sich bei den Oscars unter den 20 Nominierten keine einzige Person of Color befand. Mit der Einführung von Regeln für mehr Diversität, gehen immer mehr Preisverleihungen auf die Kritik der Zuschauer*innen und Künstler*innen ein. Die Emmy-Awards kommunizierten 2019 ihre neuen Regeln für zwei Kategorien und die Motion Picture Arts and Sciences kündigte 2020 an, die Oscar-Preisverleihung im Jahr 2024 unter verbesserten diversitäts-fördernden Bedingungen stattfinden zu lassen. Bis jetzt erwies sich das Konzept jedoch als nicht sehr erfolgreich, da das Line-Up der Gewinner*innen sich kaum merklich veränderte.
Aus fehlern kann gelernt werden
Ein Positiv-Beispiel hingegen stellen die Awards der „British Academy of Film and Television Arts“ (BAFTA) dar, die aus ihren Fehlern lernten und erfolgreiche Veränderungen ermöglichten. 2019 wurden Vorschriften eingeführt, nach denen ein Film nur nominiert werden durfte, wenn er mindestens zwei von vier „Diversitätsstandards“ erfüllte. Diese Standards betrafen das Talent und die Handlung; die kreative Leitung, das Team oder die Crew; das Training und die Möglichkeiten etc. Die ausführlichen Diversitätsstandards des BAFTA findest du hier.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung, jedoch nur ein kleiner. Im Jahr 2020 waren die nominierten Schauspieler*innen trotz neuer Vorschriften ausschließlich weiß und die nominierten Regisseure dazu auch noch ausschließlich männlich. Dies führte zu einem großen Aufschrei und drängte die Zuständigen zu einer Ausweitung der Diversitätsvorschriften auf weitere Kategorien. Die Preisverleihung 2021 erfüllt dann endlich das Versprechen. Das Dokudrama „Nomadland“ der chinesischen Filmemacherin Chloé Zhao wurde mit drei Awards ausgezeichnet, der Film der Schauspielerin und Drehbuchautorin Emerald Fennels über die Rache an sexuellen Straftätern gewann zwei Preise und Bukky Bakray wurde als diesjähriger „Rising Star“ ausgezeichnet. Virgin Media’s Must-See Moment 2021 ging an die Tanzgruppe „Diversity“, die bei dem Britischen Supertalent auftrat. Ihre Performance drehte sich um die „Black Lifes Matter“-Bewegung und war ein Tribut an den durch die Hand eines weißen Polizisten verstorbenen George Floyds. Ein besonders großer Unterschied zu den Emmys lässt sich in der Kategorie „Drama Serie“ feststellen. Während „The Crown“ bei den Emmys ganze 21 Preise abräumte, ging die Serie bei den BAFTAs leer aus.
Wie sieht die zukunft aus?
Wenn man sich die Ergebnisse der diesjährigen BAFTAs anschaut, entsteht neue Hoffnung, dass die Zukunft mehr Diversität und Gerechtigkeit bringt. Natürlich darf nicht vergessen werden, die Maßnahmen kritisch zu hinterfragen und das Ziel der Gerechtigkeit im Auge zu behalten. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wer es aus der öffentlichen Kritik schafft, wer das beste Konzept für Diversität konstruieren und umsetzen wird und ob auch die Emmys aus ihren Fehlern lernen werden.
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