Musikgenuss – Zwischen analoger Nische und digitalem Mainstream

2019 war das erste Jahr in dem über die Hälfte aller Musikeinnahmen über Streamingdienste umgesetzt wurden. Laut Zahlen des Bundesverbands Musikindustrie wurde mehr als jeder zweite Euro durch Streamingdienste wie Spotify, Amazon Music und Co generiert. Seit Mitte der 2000er Jahre schießen die Streamingdienste aus dem Boden und verändern seither die Musikwirtschaft.

Musikgenuss – Zwischen analoger Nische und digitalem Mainstream

Unsere Art, wie wir Musik hören, hat sich verändert. Das Internetradio als älteste Form des Musikstreamings entstand bereits in den späten 1990er Jahren und nutzte die Vorteile des Internets und der Internetübertragungsmöglichkeiten für das klassische Radioformat. Um 2003 entstand mit Myspace eine Veröffentlichungsplattform, die es Musikern erlaubte, neben persönlichen Informationen auch Musikdateien anzubieten, die man sich als Stream anhören konnte. Viele Musiker wurden in der Myspace-Community populär und Plattenlabel nahmen daraufhin die erfolgversprechendsten Talente unter Vertrag. Mit der zunehmenden Übertragungsgeschwindigkeit des Internets erweiterten sich auch die technischen Möglichkeiten und machten das Abrufen von Musik im Internet immer attraktiver und beeinflussten so den Musikmarkt enorm. Schnell hat sich Musikstreaming als neuer Vertriebskanal bei den Plattenfirmen etabliert.  Im Jahr 2011 machte Streaming inklusive der werbefinanzierten Angebote 11,5 Prozent der Umsätze mit Musik aus, 2013 waren es bereits 20 Prozent. Heute sind die bekanntesten Musikstreamingdienste Spotify, Apple Music, Deezer, Amazon Music, Tidal und YouTube Music und generieren über 50% des Vertiebsumsatzes. Tendenz steigend!

Grenzenlose Musik immer und überall

Heute holen wir uns den Song, den wir in diesem Moment mögen, auch genau in diesem Moment. Wir streamen oder laden uns einfach alles runter was unser Herz begehrt. Ähnlich dem ehemals beliebten Mixtapes auf Kassette sind heute Online-Playlists eine gute Hilfe uns im Überangebot der Streamingdienste zurecht zu finden und den persönlichen Musikgeschmack zu definieren. Für jede Stimmung, jede Gelegenheit können wir uns unsere Musik zusammenstellen und beliebig oft hören. Doch nicht nur unsere Art Musik zu hören hat sich durch die Streamingdienste verändert. Mittels Algorithmen bekommen wir unsere individuell auf uns abgestimmte Musikempfehlung, ohne uns damit groß auseinandersetzen zu müssen oder es zu merken. So entdeckt man schnell neue Interpreten und Songs, jedoch fehlt der persönliche Musikgeschmack der Radiomoderatoren und schnell ist man in einem Genre festgefahren. Ganz zu schweigen von dem Gefühl, sich im Plattenladen durch eine Flut von Vinyl zu stöbern, kurz reinzuhören und eine Platte zu kaufen, mit der man eine neue musikalische Entdeckung macht.

Vinyl never dies

Apropo Vinyl: Was wird eigentlich aus den Plattenläden? Das haptische Blättern im Booklet und der dekorative Charakter physischer Tonträger erfreut sich zum Glück weiterhin der Beliebtheit. 2019 war der Trend zu Vinyl so groß gewachsen, dass er fast mehr Umsatz als bei Cds generierte. Laut Prognose der Gesellschaft für Konsumforschung wird die analoge Nische bis 2022 nicht ganz aussterben und immerhin noch 18% Umsatz machen. Musikliebhaber werden ihre Schallplatten auch weiterhin in Läden kaufen.


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