Musicaldarstellerin Dominique Aref – Hektik und Stress sind nicht das Gleiche

Dominique Aref ist Musicaldarstellerin und spielte unter anderem in „Grease“ (Frenchy), „Footloose“ (Rusty) und der Disney-Produktion „Alladin“. Die gebürtige Niederländerin spielt am liebsten humorvolle Rollen, liebt aber auch die Herausforderung, sich in ernste Charaktere zu versetzen. Wir sprachen mit der sympathischen Frohnatur über ihre Rollen auf der Bühne und darüber, was es neben einer Portion Glück braucht, um als Musicaldarstellerin seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Musicaldarstellerin Dominique Aref – Hektik und Stress sind nicht das Gleiche

Hallo Dominique! Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst! Du bist Musicaldarstellerin. Reicht es eine Ausbildung zu machen oder braucht es mehr? Wenn ja, was?

Dominique: Ich war schon seit ich 15 war bei einer professionellen Kindermusicalgruppe, wo wir jedes Wochenende in den ganzen Niederländen auf Tour waren in großen Theatern. Erst Rats, der Rattenfänger von Hameln und dann Charlie und die Schokoladenfabrik. Für dieses Kindermusical musste ich vortanzen und vorsingen. So lernte ich schon sehr früh das Musicalbusiness kennen. Später habe ich einen Platz in einer renommierten Musicalschule bekommen, da hat auch bestimmt die Vorgeschichte mit dem Kindermusical geholfen. Die Schule war sehr schwer. Ich war da oft von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Da wir Gesang, Tanz und Schauspiel auf professionellem Niveau beigebracht bekamen, kostete das sehr viel Zeit. Aber hier habe ich eine Menge gelernt. Ohne dies hätte ich mein Geld nicht als Musicaldarstellerin verdienen können. Also, ja, professionelle Ausbildung ist wichtig. Auch das gewisse Etwas, was die Caster oft suchen. Aber das hat man nicht wirklich in der Hand. Also was man selber machen kann ist gut ausgebildet sein, sich selbst gut kennen und einschätzen können und sonst braucht man einfach eine Portion Glück dazu.

 

Warum hast du nach dem Künstlerischem Politik studiert? Was steckte dahinter?

Dominique: Ich habe schon immer gerne gelernt und ich wollte nicht nur körperlich, sondern auch geistig arbeiten. Da damals die Auswahl an internationalen Studiengängen nicht groß war, habe ich mich für das European Studies (internationale Politik, Communication und Wirtschaft) entschieden.

 

Welche Rolle war die anspruchsvollste/schwerste, um dich damit zu identifizieren?

Dominique: Die Rolle der Aida. Ich bin eher jemand, der gerne witzig ist und diese Rolle ist sehr ernst. Das liegt mir eigentlich nicht so. Ich bin ein fröhlicher Typ und lache sehr gerne.

 

Du hast auch Erfahrungen in Regie und Choreografie. War das dein persönliches Learning/Interesse oder bist du da „reingerutscht“?

Dominique: Da in meinem Alter die Rollen, die ich spielen kann, auf der Bühne weniger werden, habe ich mich umgeschaut. Deswegen auch mein European Studies-Studium. Aber während meines Praktikums im EU Parlament merkte ich, dass mir das Theater und auch seine Welt doch sehr fehlte. Ich wollte keine bittere Person werden, die hinter (oder vor) der Bühne arbeitet, obwohl ich lieber auf der Bühne stünde. Da bekam ich eine Möglichkeit in China Musical zu unterrichten und für Jugendliche Regie und Choreografien zu machen für eigene Musicals. Da dachte ich, das ist so weit weg von Europa, falls ich Fehler mache oder ich es total doof finde weiß davon wenigstens niemand in Europa das. Das unterrichten hat mir aber tatsächlich sehr viel Spaß gemacht!

 

Auf der Bühne bist du immer Live. Ab wann hast du Routine entwickelt und gemerkt, wie du dich selbst beruhigen kannst?

Dominique: Man probt die Stücke meistens so 6-8 Wochen bevor man mit Publikum spielt, da hat sich dann meist schon Routine eingestellt. Wenn ich dann in meine Rolle geschlüpft bin und auf der Bühne stehe, bin ich meist nicht mehr so aufgeregt. Ich bin eher extrem aufgeregt bei Auditions. Aber wie gesagt, wenn ich dann mal in der Show bin geht das. Höchstens wenn ich ein Sololied habe bin ich aufgeregt. Da hilft es mir sehr immer wieder vorher zu üben und zu wissen was ich, wann und warum tue. Wenn ich dann mein Lied singe, lasse ich mich fallen und habe volles Vertrauen in mich.

 

Wie hoch ist der Stresspegel und die Hektik hinter den Bühnen von Disney-Produktionen im Unterschied zu kleineren Bühnen? 

Dominique: Bei den großen Produktionen, wie zum Beispiel von Disney, ist alles so durchgetaktet, dass jeder weiß was er tut, wann er wo steht (auch hinter der Bühne) und jeder hat seinen Aufgabenbereich. Da gibt es dann bei schnellen Kostümwechseln oder Umbauten des Bühnenbildes den ganz normalen Stress. Hektik gibt es aber keine. Das wäre mit den großen Geräten hinter der Bühne auch lebensgefährlich. Bei den kleinen bis sehr kleinen Theatern macht jeder alles und dann gibt es auch schon mal Hektik. Da hat man meistens auch nicht so viel Probezeit wie bei den großen Produktionen und oft gibt es dann learning by doing.

 

Meinst du eine Erfolgsgeschichte, wie die von Meryl Streep (auf Bühne bekannt werden und dann zur Kinoleinwand wechseln), auch in Deutschland möglich ist?

Dominique: Das kommt auf den Theaterbereich an. Bei Musicals sehe ich das nicht so schnell passieren. Bei Schauspiel Theater ist es schon öfters der Fall. Zum Beispiel in Großbritannien oder USA sind die Theaterbereiche nicht so abgekapselt wie in Deutschland. Da gibt es viele Schauspieler*innen, die aus dem Musicalbereich kommen und auch für TV und Film arbeiten. In Deutschland arbeitet jeder Bereich ein bisschen für sich habe ich das Gefühl. In anderen Ländern sind die Grenzen fließender.

 

Was/Wen würdest du gerne mal spielen und warum?

Dominique: Ich würde gerne Mimi in Rent spielen. Vor allem, weil ich die Musik liebe. Es ist leider keine lustige Rolle, dennoch würde ich sie gerne spielen. An sich wünsche ich mir mehr humorvolle Rollen für Frauen auf der Bühne.

 

Kannst du uns einen Ausblick auf 2021 geben? Gibt es da schon etwas wo wir uns drauf freuen können dich auf der Bühne zu sehen?

 Dominique: Falls alles wieder einigermaßen normal wird, werde ich im Sommer auf der Bühne in Tecklenburg stehen mit Sister Act und der Besuch der Alten Dame. Ich würde gerne auch mal den Ausflug ins Fernsehen machen. Aber das Theater bleibt meine erste Liebe.

 

Vielen Dank für dieses Interview Dominique Aref!

 

 


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