Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit 11 Teilbereichen und über 1,8 Millionen Beschäftigen eine der wohl größten und diversesten Wirtschaften, die Deutschland hat. Keine andere Wirtschaft hat so eine ausgeprägte Magnetfunktion auf andere Branchen.
Die Veranstaltungs-, Musik-, Film- aber auch die anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft erlebten 2020 eine rasante Bergabfahrt. Seit acht Monaten steht die Life-Unterhaltungsbranche still: sehr viel weniger bis gar keine Einnahmen. Denjenigen, die von ihren Einnahmen schon vor der Covid-19-Pandemie kaum Leben konnten, ist jetzt auch dieses Einkommen weggebrochen. Hinzu kommt, das die staatlichen Hilfen meist auf die größeren Unternehmer/n ausgelegt sind und ein Großteil der Solo-Selbstständigen und Freelancer durch das Kriterien-Raster der Hilfsprogramme rutscht. Um die Existenz zu sichern, sind kreative Ideen mehr denn je gefragt. Inspirierend sind hier die Geschichten von HUTHevents und Benno Lehmann.
Katastrophe voraus
Wir steuern auf eine schwerwiegende Katastrophe zu, die Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft haben könnte. Die kommenden Monate werden von Unberechenbarkeit und Unsicherheit geprägt sein. Sehr viele müssen um ihre Existenz kämpfen und versuchen sich ihr Einkommen zu sichern. Die Schaffenden, deren Auftragslage gen 0 läuft, werden ihre Branche verlassen. Wir sprechen aber nicht nur von den 1.235.767 Mio. Kernerwerbstätigen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben. In der Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten 599.511 K geringfügig Erwerbstätige, wie Mini-Selbstständige. Vor allem diese Menschen hat die andauernde Pandemie hart getroffen. Am 02.11.20 hat der zweite Lockdown begonnen und die Politik hat es nicht geschafft, von April bis Oktober, eine ansatzweise funktionierende Lösung für die prekäre Lage der Kultur- und Kreativschaffenden zu finden. Sie schauen zu wie Existenzen verloren gehen und die Kultur- und Kreativwirtschaft , im wahrsten Sinne, gegen die Wand gefahren wird. Erste Prognosen wie die Zukunft aussehen könnte, wenn jetzt nicht gehandelt wird, gibt es bereits.
Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat im Oktober 2020 einen Monitoringbericht veröffentlicht, in dem es unter anderem auch eine Szenario-Analyse gibt. Diese sagt aus, dass sich der Umsatz der Kultur- und Kreativwirtschaft im mittleren Szenario um rund 23 Mrd. Euro (-13 Prozent) verringern könnte. Im gravierenden Szenario drohen sogar Umsatzverluste von über 42 Mrd. Euro (-24 Prozent). Obwohl der Politik diese Zahlen bekannt sind, erkennen sie den Ernst der Lage nicht.
The Show must go on
Es ist für unsere Gesellschaft von außen nicht ersichtlich in welcher katastrophalen Situation sich die Kultur- und Kreativschaffenden seit Monaten befinden. Jeden Tag werden Fernsehen, Radio, Streamingdienste und Co. einfach weiterhin genutzt und als selbstverständlich hingenommen. Und wir sind die Personen, die das alles am Laufen halten. Wir sind diejenigen, die trotz allem weiter machen. Seit März gab es bei den Programmen keine gravierenden Veränderungen. Zusätzlich werden von der Regierung Hilfsprogramme veröffentlicht, die Unternehmen/r und auch Angestellten helfen. Doch Solo-Selbstständige und Freelancer scheitern bereits an den Zulassungskriterien und können die Anträge für die existentiellen Hilfsprogramme gar nicht erst stellen.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Die Existenzängste der Branchen werden nicht wahrgenommen. Weder von der Gesellschaft noch von der Politik. Deswegen gehen wir am 30.11.2020 in einen Kultur-Lockdown. Die Initiative #Kulturstirbt will zeigen wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Industrie ist. Keine Radiosendung, kein TV-Programm, kein Streaming. Die Politik soll realisieren, wie die Zukunft ohne die Kultur- und Kreativschaffenden, aussehen wird. Deshalb ruft #Kulturstirbt alle aus der Kultur- und Kreativwirtschaft auf: Zeigt, dass die Branche keine Selbstverständlichkeit ist! Zeigt, dass sie die drittgrößte Wirtschaft Deutschlands ist. Dadurch wird ein Statement an die Politik gesendet und dazu gebracht in einen Dialog zu kommen.
Sonst wird es zu weitreichenden Folgen für die Wirtschaft, für die Kultur und die Gesellschaft kommen.
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