Kreativ vernetzt – Welche Netzwerke bringen die Kreativwirtschaft voran?

Für Unternehmen lassen sich Erfolg und Netzwerk kaum voneinander trennen, es sind Teile desselben Phänomens. Da macht die Kreativwirtschaft keine Ausnahme. Mitglied in einem professionellen Netzwerk zu sein kann viele Vorteile haben und das eigene Business voranbringen. Wir stellen eine Auswahl solcher Netzwerke vor und erklären, welches für wen sinnvoll ist und welche unterschiedlichen Schwerpunkte diese jeweils setzen. In Berlin ist die Dichte solcher Kreativ-Netzwerke am größten, was sich auch in unserer Auswahl widerspiegelt. Aber auch bundesweit agierende Netzwerke und Dachverbände stellen wir vor.

Kreativ vernetzt – Welche Netzwerke bringen die Kreativwirtschaft voran?

Die Kunst des Netzwerkens ist unabdinglich für den Erfolg von Kreativschaffenden. Denn alleine hat noch niemand etwas geschafft und auch Kreativität lässt sich nur in der Symbiose von Kompetenzen erfolgreich vermarkten. In den Netzwerken der Kreativwirtschaft schlummern vielversprechende Kollaborationen, Zugänge zu Technik, Equipment und Know-How sowie bestehenden Produktions- und Distributionsstrukturen. Außerdem können Interessen gebündelt und Forderungen an die Politik gestellt werden, was gerade während der Corona-Krise von unschätzbarem Wert ist.

Netzwerken als Business

Neben dem eigenen Telefonbuch und den Follower*innen in den sozialen Medien gibt es viele professionelle Netzwerke, die das Netzwerken selbst zum Business erklärt haben und denen sich Kreativschaffende unterschiedlicher Positionen anschließen können. Ihre Leistung besteht darin, ihre Mitglieder untereinander zu vermitteln und auf Netzwerk-Events zusammenzubringen. Dadurch lernt sich ein bestimmter Interessen- oder Berufskreis kennen und kann Vertrauen auf- sowie soziale Barrieren abbauen. So lässt sich ins Gespräch auf Augenhöhe mit CEOs, Marketern und auch Politiker*innen kommen. 

Beruflich befreundet

Die verschiedenen Netzwerke haben alle jeweils eine bestimmte Ausrichtung und ihre Mitglieder schließen sich aus ganz unterschiedlichen Gründen diesen an. Innerhalb der Netzwerke können sich die Mitglieder einen beruflichen “Freundeskreis” aufbauen, von dem sie jederzeit für ihre Projekte und Vorhaben profitieren können. Gerade für Neueinsteiger*innen ist es unserer Erfahrung nach unheimlich wichtig, Präsenz zu zeigen und stetig mit Leuten über die eigene Arbeit und deren Ziele zu sprechen.

Doch welches Netzwerk passt zu wem und wer darf wo überhaupt mitmachen? Anhand einer kleinen Auswahl, die aufgrund unserer Nähe zur Hauptstadt weitgehend auf Berlin basiert, möchten wir einige Netzwerke vorstellen und erklären, was diese machen, wer von ihnen profitiert und wie diese wiederum vernetzt sind. Die sozialen Netzwerke wie LinkedIn, Instagram, Twitter & Co. stellen natürlich eine wichtige Grundlage für die stetige Vernetzung dar, um die es hier aber nicht gehen soll.

Die richtige Rechtsform finden

Hinsichtlich der Rechtsform lassen sich grundsätzlich zwei Typen unterscheiden: der Verband/Verein und die GmbH. Im Fall der zweiten Form stehen beim Netzwerk selbst wirtschaftliche Interessen im Fokus, sodass es sich hier gewissermaßen um eine Dienstleistung handelt. Hier gehen sehr gute Angebote und sehr effektives Netzwerken meist auch mit einem hohen Mitgliedsbeitrag oder anderen Zugangsbeschränkungen einher. 

Dem gegenüber stehen Verbände und Vereine, die als politische Akteurinnen eine etwas andere Ausrichtung und gesellschaftliche Funktion haben als die GmbH. Basierend auf einer Satzung regelt der Verband/Verein die gemeinsamen Aktivitäten der Mitglieder und kann Standards und Regelungen etablieren, wie beispielsweise allgemeine Geschäftsbedingungen. Die Mitglieder sind Stimmberechtigt und wählen den Vorstand. Außerdem vertritt der Verband die gemeinsamen Interessen nach außen und kann Interessenvertretung (Lobbyarbeit) machen. Verbände/Vereine funktionieren über eine Trägerschaft, die entweder intern aus den Mitgliedsbeiträgen besteht oder extern von Dritten übernommen wird. Auch wenn Vereine und Verbände grundsätzlich Gewinne erwirtschaften können, stehen hier wirtschaftliche Interessen nicht im Fokus.

Dachverbände

Die meisten Verbände und Vereine sind in ihrer Arbeit lokal ausgerichtet. Deshalb sind sie meist selbst Mitglied in einem bundesweit agierenden Dachverband. Was der Verband für seine Mitglieder leistet, leistet der Dachverband wiederum für die Verbände, die dort Mitglied sind; hier wird quasi der Maßstab vergrößert. Auch wenn hier nur Verbände und Vereine Mitglied werden können, sind diese auch für die Kreativschaffenden selbst sehr interessant. Denn über die Listen der Mitglieder lassen sich Vereine und Verbände finden, die lokal arbeiten und denen man sich anschließen kann.

Der Bundesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft e.V. oder kurz Kreative Deutschland ist so ein Dachverband. Er fördert den Aufbau von Landesverbänden der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie kommunaler und regionaler Netzwerke und erarbeitet wie erwähnt Standards für die Branche. Mitglied werden können somit Verbände, Netzwerke oder weitere Organisationen aus diesem Bereich. Die Höhe der Beiträge und Fälligkeit der Beiträge werden durch die Mitgliederversammlung festgelegt. Der Verband vertritt die Interessen der kreativen Akteure gegenüber Politik, Wirtschaft und der Europäischen Union und stärkt die Akzeptanz und die Wahrnehmung von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Interessengruppen werden vernetzt und erarbeiten Projekte zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Außerdem bieten sie ihren Mitgliedern Informationen und Beratung an.

Da wir in unserer Auflistung weitgehend in Berlin bleiben, empfehlen wir für alle nicht dort Ansässigen den Blick in die Liste der Mitglieder. Zwar ist die Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin besonders gut organisiert und vernetzt, aber in vielen anderen Städten gibt es ebenfalls Netzwerke, die die gleichen Aufgaben erfüllen und Services bieten.

Branchenübergreifende Netzwerke

Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH

Das Netzwerk zeichnet sich vor allem durch die Heterogenität seiner Mitglieder aus und ist so branchenübergreifend wie kaum ein anderes. Mit über 230 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft engagiert sich die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH für den Wirtschaftsstandort Berlin. Zielgruppe sind Berliner Unternehmen aller Größen und Branchen, die über das Netzwerk vernetzt und vermittelt werden. Gerade auch Start-Ups bekommen auf den zahlreichen Netzwerk-Events gute Kontakte zu Geschäftsführenden anderer Unternehmen und können sich auf den internationalen Veranstaltungen mit Vertreter*innen anderer Branchen austauschen und Netzwerke auf- und ausbauen. Der Beitrag ist allerdings relativ hoch und liegt zwischen 2.000 und 80.000 Euro. Die Leistung des Netzwerks variiert mit der Höhe des gezahlten Beitrags.

AusserGewöhnlich Berlin GmbH & Co. KG

Wie der Name schon erahnen lässt, versteht sich Aussergewöhnlich Berlin GmbH & Co. KG als Club für Berliner Führungskräfte und Freelancer aus dem kreativen Bereich. In dieses Netzwerk wird man explizit eingeladen, nachdem mehrmals an einem Event des Netzwerks teilgenommen hat. Hier kann also nicht jede*r Mitglied werden. Der Beitrag liegt dann bei 980 Euro pro Jahr, wobei es Frei-Kontingente für Kreativschaffende gibt. Das Netzwerk verspricht eine Systematisierung der eigenen Netzwerk-Arbeit und eine größere mediale Sichtbarkeit. Kernkompetenz ist aber Berlin selbst und dessen Infrastruktur. Mit dem Berlin-Concierge-Service organisiert das Netzwerk für ihre Mitglieder Locations, Büroräume und Wohnungen, aber auch eine Steuerberatung, eine Zahnärztin oder eine Limousine. 

media:net berlinbrandenburg e.V.

Einzelpersonen und Unternehmen aus der Medien- Kreativ- und Digitalbranche können eine Mitgliedschaft bei media:net berlinbrandenburg e.V. beantragen. Es ist ein Netzwerk-Verein, der den Standort Berlin-Brandenburg stärkt und eng mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeitet. Ein Schwerpunktthema ist dabei die Digitalisierung. Mitglieder können an Weiterbildungs- und Netzwerk-Events teilnehmen, ihre Mitarbeitersuche in der Jobbörse veröffentlichen und zahlreiche Vergünstigungen bei Kooperationspartnern wie der Deutschen Telekom oder dem berliner fenster nutzen. Der Mitgliedsbeitrag beginnt mit der Fördermitgliedschaft bei 100 Euro pro Jahr und steigert sich je nach Gründungsjahr und der Branche, in der die Person oder das Unternehmen tätig ist.

Creative City Berlin

Akteur*innen aus der Kreativwirtschaft, die ein kostenloses Netzwerk suchen, werden bei Creative City Berlin fündig. Das Netzwerk ist ein zentrales Portal für Künstler*innen, Kulturschaffende und Unternehmen aus der Kreativwirtschaft. Kostenlos kann ein Profil erstellt werden und sowohl die Job- als auch die Projektbörse genutzt werden, wo sich Kreativschaffende der Hauptstadt vernetzen, austauschen und kollaborieren können. Außerdem bietet die Plattform Zugang zu Weiterbildungen, Beratungen und Vernetzungs-Events. Creative City Berlin ist an das Beratungsnetzwerk Kreativ Kultur Berlin angeschlossen, wird durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung gefördert und von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa unterstützt.

Branchenspezifische Netzwerke

Berlin Music Commission

Über die Berlin Music Commission (BMC) haben wir erst kürzlich ausführlich berichtet. Der Verband hat über 600 Mitglieder aus dem Umfeld der Berliner Musikwirtschaft. Neben der Vernetzung und Stärkung der Mitglieder und des Musikstandorts Berlin steht hier die Interessenvertretung gegenüber der Berliner Senatsverwaltung im Zentrum der Arbeit. So sind nicht nur Soloselbständige Künstler*innen, Labels und Verlage Mitglied, sondern auch andere Verbände wie die Clubcommission. Gerade während Corona hat sich gezeigt, wie wichtig solche Interessenverbände für die Kreativwirtschaft sind. Der Mitgliedsbeitrag beginnt bei 100 Euro pro Jahr für Soloselbstständige und variiert dann je nach Größe des Unternehmens zwischen 300 bis 800 Euro pro Jahr. Mitglieder haben die Möglichkeit, an Netzwerk-Events, Beratungen und Weiterbildungen zu partizipieren. Des Weiteren schreibt die BMC Förderprogramme aus, auf die sich alle Berliner Musiker*innen, egal ob Mitglied oder nicht, bewerben können.

Filmnetzwerk Berlin

Professionelle Filmschaffende, die in Berlin leben oder arbeiten, können Mitglied beim Filmnetzwerk Berlin werden. Das Netzwerk ist eine Initiative der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und komplett kostenfrei. Alle Berliner Filmschaffenden, die als Head eines Kreativ-Departments hinter der Kamera (z.B. Regie, Produktion, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton etc.) kreativ tätig sind, können beitreten und von dem Netzwerk profitieren. Neben der Vernetzung der Mitglieder untereinander können diese auch an Veranstaltungen des Netzwerks teilnehmen und Vergünstigungen bei den Partnern erhalten, darunter iSFF, Masterschool Drehbuch, MediaTech Hub Conference und EPI. Besonders spannend ist hier das Mentoring-Programm, bei dem Newcomer*innen mit Berufserfahrenen aus der Branche zusammengebracht werden und von der Expertise lernen können. Bis zu sechs Monate können solche Matches andauern.

Selfpublisher Verband

Angehörige der deutschsprachigen Buchbranche können dem Selfpublisher Verband beitreten, sofern sie – wie der Name vermuten lässt – Selfpublisher sind oder dies werden wollen. Der Verband vertritt die Interessen deutschsprachiger Autor*innen, die ihre Werke intern im Verband herausgeben. Vereine können ebenfalls dem Verband beitreten. Unter den Mitgliedern gibt es zwei verschiedene Kategorien: die Ordentlichen und die Assoziierten. Ordentlich sind diejenigen, die bereits mindestens eine Buchveröffentlichung im Selfpublishing-Verband haben. Die Assoziierten streben eine solche erst an. Erstere zahlen einen Jahresbeitrag von 96 Euro, die Assoziierten mit 72 Euro etwas weniger. Der Interessenverband stärkt die Handlungsmacht seiner Mitglieder, sodass diese sehr viel einfacher auf Messen präsent sein können (so auch auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt) und Mitglied anderer Verbände werden können, was für Selfpublisher sonst oft schwer ist. 

Allianz deutscher Designer e.V.

Ebenfalls bundesweit agiert der Allianz deutscher Designer (AGD) e.V. Die Allianz gibt es seit 1976 und bildet heute ein Netzwerk mit ca. 3.000 Mitgliedern. Als Berufsverband hat sie schon früh den VTV Design, den Vergütungstarifvertrag für Designleistungen, ausgehandelt, der der Branche heute als Standard gilt. Alle Designer*innen können der AGD beitreten. Ausgenommen sind allerdings diejenigen, die unter dem VTV Design angestellt sind, da es hier sonst zu Interessenkonflikten kommen könnte. Das Netzwerk bietet Beratung und Weiterbildung in den Themen Design sowie Recht und Steuern an und vertritt die Interessen der Mitglieder in ihrer Lobbyarbeit. Die gute Vernetzung wird auch durch die Zusammenarbeit mit anderen regional und bundesweit agierenden Verbänden, Institutionen und Netzwerken erreicht. Der Jahresbeitrag liegt bei 240 Euro; Ermäßigungen sind möglich.

Fashion Council Germany e.V.

Wer im Bereich Mode tätig ist könnte am Fashion Council Germany e.V. interessiert sein. Das Netzwerk möchte die deutsche Mode- und Designlandschaft für eine visionäre, technologische & nachhaltige Zukunft in einem globalen Markt stärken, indem es sich für deutsches Modedesign als Kultur- und Wirtschaftsgut einsetzt. ‍Mitglied werden kann jede*r Angehörige der Designbranche. Die Mitgliedsbeiträge richten sich nach den Mitgliedschaftsformen, die wiederum von der Art und Größe des Unternehmens bzw. der Tätigkeit abhängen. Die Mitglieder können neben der internen Vernetzung an wöchentlichen Webinars teilnehmen, den monatlichen Mitglieder-Newsletter lesen, kostenfrei Showrooms für Events und Ausstellungen buchen und weitere exklusiven Events und Benefits besuchen und nutzen. Zusätzlich bietet das Netzwerk Mentoring und Förderung an. Durch Lobbyarbeit werden die Interessen der Mitglieder gegenüber der Politik vertreten.


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