Seit März ist die Branche der Messewirtschaft im Ausnahmezustand. Von 165 für dieses Jahr geplanten internationalen Messen finden mindestens 110 nicht statt, laut AUMA. Weitere Absagen könnten noch folgen. Dabei war 2019 ein sehr gutes Jahr für die Branche. Fast zehn Millionen Besucher und 181.000 Aussteller kamen auf die Messegelände Deutschlands. Nach diesen Rekordzahlen, die an 2018 anknüpften, waren die Veranstaltungsmacher mehr als zuversichtlich im Hinblick auf 2020. Covid_19 erstickte die Euphorie bereits schon im 1. Quartal. Für eine Branche, die vom persönlichen Kontakt lebt, eine Katastrophe. „Vom Vollgas ging es direkt in die Vollbremsung.“, so sagt Harting. Die Umsatzeinbußen sind jetzt bereits im dreistelligen Millionenbereich, hinzu kommen massive Verluste.
Eine neue „Normalität“?!
Einige Veranstalter geben die Hoffnung nur widerwillig auf. So verschob sich beispielsweise die internationale Umwelttechnologiemesse IFAT in München, die im Mai stattfinden sollte, auf September und wurde dann doch ganz abgesagt. Umfragen bei Besuchern und Ausstellern kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Es ist für alle unzumutbar. Die Hygiene- und Sicherheitskonzepte für Messen sind mit Blick auf die Messekonzepte und Besucherzielgruppen aber eher von experimenteller Natur. Die Veranstaltungsbranche bemüht sich sichtlich die „neue Normalität“ anzunehmen und die Erfahrungen mit soliden Referenzprojekten für die Entwicklung der Messen zu nutzen. Vorerst werden zu den ersten Messen aber vor allem Teilnehmer aus Deutschland und höchstens noch Europa erwartet. Für eine Branche, deren Besucher im Durchschnitt zu rund 30 Prozent aus dem Ausland kommen sind das Risiko behaftete Aussichten. Bei den Ausstellern gehören die USA und China zu den Top-5, die mit großem Abstand den größten Teil bei deutschen Messen ausmachen.
Die Branche muss wieder in Gang kommen
Für viele Unternehmen wird es jetzt langsam eng. So haben sich Ende Juni bundesweit Messegesellschaften, Veranstalter und viele andere Betroffene der Branche an der Aktion „Night of Light“ beteiligt und ihre Gebäude rot angestrahlt. Ein sichtbarer Hilferuf, der auf die Notlage in der Veranstaltungswirtschaft deutschlandweit aufmerksam machte.
„Der persönliche Kontakt bleibt das Herzstück einer Messe. Gleichzeitig findet aber auch eine umfangreiche digitale Begleitung statt.“ sagt Oliver Frese, der für das operative Geschäft zuständige Geschäftsführer der Kölnmesse. Er bezeichnet diesen neuen Typus von Veranstaltungen als „Hybrid-Messe“. Präsentationen, Messestände und Besucher wird es in Zukunft auch weiterhin geben in den Hallen. Analog und digital werden miteinander verschmelzen und Messen dadurch zukunftssicherer machen.
Für 2021 ist ein umfangreiches Programm geplant: 190 Messen mit nationaler, am liebsten internationaler Aufstellung, davon 20, die wegen Covid 19 aus diesem Jahr verschoben wurden. Experten wollen bis 2023 wieder an das Umsatzniveau des Geschäftsjahres 2019 anknüpfen.
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