Business-Talk mit künstlicher verknappung
Um dem Netzwerk beizutreten, muss man von einem bereits aktiven Nutzer eingeladen werden. Dabei hat jeder Nutzer anfänglich nur zwei Einladungen zur Verfügung. Die einzuladenden Personen sollten somit weise gewählt werden. Zudem steht Clubhouse zurzeit nur für iOS Nutzer*innen zur Verfügung. Diese künstliche Verknappung macht die App einerseits exklusiv, anderseits gibt sie den Entwicklern die Chance langsam zu wachsen, um mögliche Fehler zu beheben oder Serverausfällen vorzubeugen. Der schöne Nebeneffekt: Clubhouse fühlt sich an wie ein elitärer Klassenchat mit Business-Talkrunden. Die Nutzung ist simple aufgebaut. Jede/r Nutzer*in kann einen „Room“ eröffnen und direkt befreundete Clubhouse-Nutzer*innen zu einem Talk einladen. Dabei hat man die Wahl zwischen einem Open Room, einem Social Room oder einem privaten Room. Im Room kann der Host Moderatoren ernennen, die die Talkrunde leiten. Zudem hat jede/r Zuhörer*in die Möglichkeit virtuell die Hand zu heben und kann zu dem Gespräch etwas beitragen. Der Host kann diejenigen dann zu Wort kommen lassen.
Clubhouse – TürsteherFlair für Exklusivität
Die künstliche Verknappung wird von den Machern der App clever eingesetzt. So verbreitet sich Clubhouse viral und verleiht der App seine Exklusivität. Es funktioniert wie der Türsteher vor einem angesagten Club – „Du kommst hier nicht rein.“ – nur im social media. Nach der erfolgreichen Anmeldung erhält man selbst die Möglichkeit zwei seiner Kontakte einzuladen.
Im Clubhouse treffen die Nutzer*innen auf vieles, was es in den sozialen Medien bereits gibt. Es wird angezeigt, wenn jemand online ist, andere Nutzer können einem folgen und man kann anderen folgen. Auch wird per Push-Benachrichtigung an anstehende Gespräch erinnert, wenn die Glocke aktiviert ist.
Die Themen in den Rooms handeln zurzeit vorwiegend über das Gründertum, Marketing oder Clubhouse selber. Aber auch private Themen oder Late-Night-Talks sind immer häufiger zu finden. Die Nutzer*innen haben bisher wenig Einfluss auf die Room-Auswahl, die vorgeschlagen wird. Sondern müssen sich hier auf den Algorithmus verlassen, der anhand der vorab ausgewählten Vorlieben und der Personen, denen man folgt, Roomvorschläge anzeigt. Das Netzwerk wächst rasant. Auch immer mehr Prominente aus der Medienbubble wie Lea-Sophie Cramer, Joko Winterscheidt und Frank Thelen nutzen bereits aktiv Clubhouse.
App-Entwickler bleiben Antworten schuldig
Um die Softwareentwickler aus Silicon Valley, Alpha Exploration Co., ist es noch etwas stumm. Gegründet wurde Clubhouse durch den Stanford-Absolventen und ehemaligen Pinterest-Mitarbeiter Paul Davison und den ehemaligen Google-Mitarbeiter Rohan Seth. Die App ging im Frühjahr 2020 online und ist bis dato im Beta-Stadium (Stand Januar 2021). Ende Dezember verzeichnete die App 600.000 Nutzer*innen. Zu dem Zeitpunkt wurde das Unternehmen nach einem Investment der Wagniskapitalgesellschaft Andreessen Horowitz in Höhe von 12 Millionen US-Dollar mit knapp 100 Millionen US-Dollar bewertet. Was den Datenschutz angeht, sieht es eher kritisch aus. So werden zum Beispiel die Gespräche in den einzelnen Rooms aufgezeichnet. Laut Aussage von Alpha Exploration Co., dient die Aufzeichnung nur zur Verbesserung der App und soll bei rechtlichen Streitigkeiten zum Schutz der Nutzer*innen dienen. Zudem warnen Datenschützer, weil die App mit Aktivierung der Einladung zu Clubhouse Zugriff auf alle Kontakte im Adressbuch des Smartphones fordert. Der Hersteller sammelt somit Unmengen an personenbezogenen Daten. Auch von Menschen, die Clubhouse gar nicht nutzen. Einen festen Ansprechpartner für Datenschutzfragen wurde von den Machern noch nicht benannt. Lediglich wird auf die Datenschutzverordnung in Kalifornien verwiesen. Hinzu kommt, dass unklar ist was genau aufgezeichnet wird, wie lange die Daten gespeichert werden und wie Nutzer*innen an die eigenen Daten wieder rankommen.
Die Nutzer*innen lassen sich davon aber nicht abschrecken, zumal andere, bereits bekannte und etablierte Apps, ähnliche Datenschutzbestimmungen haben. Was wir sicher sagen können ist, dass Clubhouse süchtig machen kann. Es verbindet nämlich die Vorteile eines Podcast mit den Vorteilen einer Social Media Plattform.
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