Julian Lange tendiert dazu, seine Hobbys zum Beruf zu machen. So war er lange Zeit hauptberuflich Pokerspieler. Sein anderes großes Hobby, das Kochen, hat er erst später für sich entdeckt, als er genug von Fischstäbchen und Tiefkühlpizza hatte. Aber auch da flammte schnell der Wunsch in ihm auf, den Lebensunterhalt mit dem Zubereiten von Speisen zu verdienen. In der Gastronomie hat er sich jedoch nicht gesehen, sodass es da vorerst beim Wunsch geblieben ist. Inzwischen hat er es aber doch geschafft, auch ohne Gastronomie, als Content Creator mit dem YouTube-Kanal “Let’s Cook mit Julian”. Julian wird am 28. August beim Content Creator Festival zu sehen sein. Im Vorabgespräch erzählt er, wie seine YouTube-Karriere begann.
“Den Kanal habe ich vor etwa sechs Jahren mit dem Ziel gestartet, später davon leben zu können, was damals noch etwas Besonderes war. Bei den meisten war Content Creation selbst das Hobby, das dann zum Beruf geworden ist. Für mich hat umgekehrt YouTube dieses Tor geöffnet, um das Kochen zum Beruf zu machen. Denn eine Kochausbildung kam für mich nie infrage, weil ich diese Hierarchie in der Küche nicht abkann. Da hatte ich Angst, dass mir der Spaß am Hobby verloren gehen würde. So war die Kombination aus Kochen und aufblühender Video-Content-Industrie einfach spannend und vielversprechend für mich.”
Sich selbst als Zielgruppe
Julians Kanal ist heute sehr erfolgreich und hat knapp 160.000 Abonnent*innen, die er zwei mal die Woche mit leckeren, aber einfachen Rezepten versorgt. Für den Erfolg hat es ihm sehr geholfen, von Beginn an eine klar formulierte Zielgruppe zu haben.
“Ich habe mit YouTube angefangen als ich so 25 war. Und meine Zielgruppe zu dieser Zeit war eigentlich mein sechs Jahre jüngeres Ich, also als ich mich zum ersten Mal selbst versorgen musste und mich nur von Tiefkühlkost und Fertigessen ernährt habe. Das ist natürlich langweilig und auch nicht sonderlich gesund. Für meinen Job als Pokerspieler war Ernährung aber ein wichtiges Thema, weil es dabei viel um Konzentration, Fokus und Mindset geht. Eistee und Pizza bringen dich da nicht weiter. Und so bin ich zum Kochen gekommen. Meine Zielgruppe hatte ich dann so formuliert: Studierende, die das Kochen für sich entdecken wollen und jemand brauchen, der sie an die Hand nimmt und ihnen zeigt, dass Kochen nicht kompliziert ist.”
Ohne Authentizität geht gar nichts
Im Gespräch zeigt sich, warum der Kanal so erfolgreich ist: Julian ist authentisch. Er ist ehrlich mit sich selbst und kann es so auch mit seinen Abonnent*innen sein. Julian versucht nicht, sich als Chefkoch zu präsentieren, sondern bleibt bei sich und redet offen und selbstbewusst über den Beginn seiner Content Creator-Karriere.
“Ich war ein kompletter Laie. Ein krasser Quereinstieg, wie man ihn sich nur vorstellen kann. Ich war wirklich derjenige, der nicht mal auf Fotos sein wollte, wenn jemand eine Kamera gezückt hatte. Aber ich dachte mir, wenn ich Content mache, dann richtig. Ich wollte dann auch ein Ansprechpartner für die Community sein. Dafür musste ich meine Comfort-Zone verlassen.”
Julian weiß, wie wichtig Authentizität für erfolgreiche Content Creation bzw. für gelungenes Influencer-Marketing ist. Und er weiß auch, dass Authentizität keine naturgegebene Eigenschaft ist, die einige haben und andere nicht. Das musste aber auch er erst lernen.
„Für mich war das größere Problem, authentisch zu werden.“
“Für mich war das größere Problem, authentisch zu werden, weil ich in den ersten Jahren versucht habe, 150 Prozent von mir zu geben. Ich dachte, ich müsste vor der Kamera etwas bestimmtes präsentieren und habe mich dafür mit den erfolgreichen Creator*innen aus den USA verglichen. Das führte dazu, dass ich nie gut genug war und so auch nicht authentisch sein konnte. Bei mir hat das zwei, drei Jahre gedauert, in denen ich sehr viel über mich selbst gelernt habe.”
Hybrider Creator
In diesen Jahren hat Julian nicht nur viel über sich selbst gelernt, sondern auch ein großes Verständnis dafür aufgebaut, wie die Plattformen technisch funktionieren, wie die Algorithmen im Hintergrund arbeiten und wie sich Analytics für die Performance des eigenen Kanals nutzen lassen. Auch dieses Wissen gibt er gerne weiter und hat mit einem Freund eine kleine Beratungsfirma gegründet, die anderen Creator*innen und auch Firmen dabei hilft, die Performance ihres Kanals zu verbessern.
“Ich glaube, die Kombination ist relativ selten, dass jemand Creator*in ist, aber auch von der Business-Seite über den Kanal nachdenkt. Die meisten Creator*innen haben mit Marketing eher wenig zu tun. Das ist für viele sehr spannend, dass ich da gewissermaßen ein Hybrid bin.”
„Die User*innen haben ein Gefühl dafür, ob jemand gerade ehrlich ist.“
Aber auch hier kommt das Gespräch schnell wieder auf das Thema Authentizität:
“Ohne Authentizität geht es kaum. Die User*innen haben ein Gefühl dafür, ob jemand gerade ehrlich ist oder dir nur etwas vormacht. Und wenn du dann tiefer in diese Business-Aspekte von Influencer-Marketing rein gehst, wo es auch um Produktempfehlungen geht, wird dir klar, dass das Vertrauen in dich und deinen Personal-Brand das Essentielle ist. Das darfst du nicht beschädigen! Das Vertrauen, was die Zuschauer*innen in dich als Content Creator*in haben, ist nicht nur dafür entscheidend, ob sie deine Videos gucken und dir deine Lebenszeit schenken. Davon hängt auch ab, ob sie deinen Produktempfehlungen vertrauen. Um das Vertrauen zu bekommen, musst du authentisch sein.
Julian ist am 28. August mit einem Live-Stream beim Content Creator Festival dabei. Er wird ein leckeres Frühstück zum zu Hause mitmachen zubereiten und Tipps zum Thema Content Creation geben. Eure Fragen könnt ihr währenddessen im Live-Chat an ihn stellen.
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