Berlinale Summer Special – Impressionen aus der ersten Festivalwoche

Die diesjährige Berlinale findet coronabedingt in zwei Teilen statt. Zum regulären Termin im März fand bereits der Industry-Event statt, wo auch die Bären verliehen wurden. Der zweite Teil, das Berlinale Summer Special, läuft nun seit einer Woche in den Berliner Freilichtkinos. So kommen die Besucher*innen ausnahmsweise in den Genuss des sommergrünen Berlins. Neben dem Panorama-Publikumspreis gibt es dieses Jahr zusätzlich den Publikums-Preis Wettbewerb. Beide werden am 20. Juni verliehen.

Berlinale Summer Special – Impressionen aus der ersten Festivalwoche

Um die Ausrichtung der 71. Berlinale unter Pandemie-Bedingungen gab es im Vorfeld viel Diskussionsbedarf. Am Ende war es die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Monika Grütters, die die Berlinale-Leitung unter Druck gesetzt und ein Stattfinden gefordert hatte. Ergebnis war eine Zweiteilung. Das Industry-Event im März für die Filmschaffenden inklusive der Bekanntgabe der Gewinner*innen der Bären. Der öffentliche Teil dann im Sommer mit Vorführungen wie gewohnt in den Kinos.

Doch die Pandemie wollte einfach nicht locker lassen und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung wurden härter. Der öffentliche Event im Sommer stand erneut auf der Kippe, weil das Infektionsgeschehen einfach zu hoch war, als dass man sich Vorführungen schon im Juni in geschlossenen Kinosälen hätte vorstellen können. Also wurde nochmal neu geplant. Ergebnis war dann das Berlinale Summer Special in den Berliner Freilichtkinos. Über diesen Kompromiss zeigten sich alle erleichtert.

Freiluftkinos bereichern die Berlinale

Das Freilichtkino Weißensee – ©Peter Kreibich

Auch die Freilichtkinos freuten sich darüber, die sonst nicht zu den Spielstätten zählen. Der Verein der Freunde der Freilichtbühne Weißensee betreibt die gleichnamige Spielstätte. Rob Homsi ist einer der Organisatoren dort und würde sich auch in Zukunft eine größere Einbindung wünschen.

“Die Festivalbesucher*innen sind es gewohnt, von Kinosaal zu Kinosaal zu gehen, wo alles mehr oder weniger gleich aussieht.”, schildert uns Rob seinen Eindruck. “Die Open-Air-Kinos in Berlin haben alle eine andere Kulisse, was die Stimmung und das Kinoerlebnis noch verstärkt. Ich nehme das als eine Bereicherung des Festivals wahr und ich hoffe, dass es in Zukunft eine Bewegung hin zu mehr Outdoor-Festivals geben wird.”

Neuer Publikumspreis im Wettbewerb

Die Berlinale-Jury und -Leitung mit den Preisträger*innen der Bären – © Ali Ghandtschi

Das Summer Special läuft seit 9. Juni und geht noch bis zum 20. Juni. In insgesamt 16 Freilichtkinos laufen über ganz Berlin verteilt die Filme des Festivals. Und nun endlich konnte auch ein Teil der Bären den Gewinner*innen übergeben werden. Am 13. Juni fand die Preisverleihung des Wettbewerbs sowie der Berlinale-Shorts auf der Museumsinsel statt. Hier wurden auch die Preise der Sektion Encounters und des Berlinale Dokumentarfilmpreises verliehen.

Neu ist dieses Jahr der Publikumspreis des Wettbewerbs. Hier haben die Zuschauer*innen während des Summer Specials Gelegenheit, über die 15 teilnehmenden Filme abzustimmen, die im März bereits von der Jury bewertet wurden. Wie jedes Jahr gibt es natürlich auch den Panorama-Publikumspreis. Dafür sind Wahlurnen an den Spielstätten aufgestellt, wo die Besucher*innen ihre Stimmzettel einwerfen können. Beide Preise werden zusammen mit der Vorführung des Gewinnerfilms am 20. Juni verliehen. Der des Wettbewerbs auf der Museumsinsel; der Panorama-Preis im Freilichtkino Kreuzberg.

Reunion unter freiem Himmel

Das ARTE Sommerkino – © Dirk Michael Deckbar

Das Berlinale Summer Special ist geprägt von glücklichen Gesichtern. Die Besucher*innen genießen den Event bei traumhaftem Sommerwetter, das soziale Miteinander und den Austausch zwischen Fans und Filmschaffenden. “Now is the chance to come together, to celebrate the reunion of the people.”, sagte Produzent Jörn Möllenkamp im ersten Berlinale Highlight-Video. Die Berlinale ist ein erstes kulturelles Luftholen während einer zermürbenden Pandemie und ein erstes Wiedersehen der Filmbranche auf dem analogen roten Teppich.

Auch Thomas Reinecke vom Freiluftkino Friedrichshagen hebt den Austausch und das gemeinsame Erleben der Filme hervor:

“Wesentlicher Bestandteil eines Filmfestivals ist der Austausch mit den Filmschaffenden. Am Abend vor Ort sein und während der Vorführung die Reaktionen des Publikums einfangen, das sind sehr wichtige Insights für jede*n Künstler*in. Da wir Menschen generell im Sommer gerne abends die Freiheit suchen, ist das Konzept des Summer Specials durchaus ein Konzept, über das sich erneut nachzudenken lohnt.”

Die Leitung der Berlinale hatte sich im Vorfeld wenig begeistert hinsichtlich alternativer Lösungen gezeigt. Wer weiß, ob die Berlinale überhaupt stattgefunden hätte, hätte es nicht den Druck von Monika Grütters gegeben. Ob sich das Konzept Summer Special etablieren wird ist natürlich fraglich, da die Berlinale traditionell Anfang März stattfindet, wo sich i.d.R. niemand gerne im Freien aufhält. Für die Berliner Freilichtbühnen ist es auf jeden Fall eine schöne Gelegenheit, an dem Festival zu partizipieren.


Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.