ALL EYES ON INDIE– Interview mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg

ALL EYES ON INDIE ist ein Matchmaking-Format des Medienboard Berlin-Brandenburg. Im Fokus stehen Indie-Games-Projekte und Publisher. Wir sprachen mit Vanessa Zeuch, Referentin Standortentwicklung beim Medienboard Berlin-Brandenburg darüber, was es mit der Kritik an der Games-Förderung des Bundes auf sich hat, wie das Matchmaking abläuft und  wie ALL EYES ON INDIE die gamesweekberlin ergänzt.

ALL EYES ON INDIE– Interview mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg

Vanessa Zeuch

Frau Zeuch, wie kam es zu der Idee eines solchen Matchmaking-Events?

Das Medienboard ist durch die langjährige, erfolgreiche Förderung sehr gut über die Bedarfe der Games-Branche in Berlin und Brandenburg informiert. Zudem bemühen wir uns aktiv um einen offenen Austausch und haben hierfür das Format der Branchen-Roundtables eingeführt, bei denen wir in kleiner, vertraulicher Runde mit wechselnden Teilnehmenden über die aktuellen Herausforderungen der Medienschaffenden sprechen. Die Vernetzung von Entwickler*innen mit Publishern ist durch die pandemiebedingt entfallenen Veranstaltungen schwieriger geworden, und auf genau diesen Bedarf reagieren wir mit ALL EYES ON INDIE.

Wie genau läuft das Matchmaking ab und wie wurden die Teilnehmenden, sowohl Publisher*innen und Investor*innen als auch Entwickler*innen, ausgewählt?

In dieser ersten Ausgabe des Matchmakings haben wir uns auf Indie-Games-Projekte für Plattform/PC konzentriert und auch die Publisher dahingehend ausgewählt, damit ein möglichst guter Fit zwischen Portfolio und Projekt besteht. Das Matchmaking ist kostenlos und offen für alle Entwickler*innen aus der Hauptstadtregion und ganz Deutschland, um ein möglichst niedrigschwelliges Angebot für alle Interessierten zu schaffen. Wir sind sehr glücklich mit den eingereichten Projekten, die eine große kreative Bandbreite widerspiegeln: Narrative Adventures, 2,5D-Metroidvania, Card Games, Point & Click RPG, Co-op Survival Game, Single-Player-VR und ein Serious Game lassen keine Wünsche offen.

Während die Entwickler*innen in erster Linie lokal bzw. national sind, werden diese auch mit internationalen Investor*innen zusammengebracht. Wie groß ist das internationale Interesse an deutschen Indie-Games?

Aus den Rückmeldungen der Publisher lässt sich sehr gut erkennen, dass die deutsche und auch vor allem Berlin-Brandenburger Indie-Games-Branche einen sehr guten Ruf genießt – nicht umsonst haben wir Publisher aus aller Welt – von Kanada bis China – dabei. Insgesamt ist die Berliner Games-Szene sehr international und divers aufgestellt. Unser Standort zeichnet sich traditionell durch eine starke, kreative Entwickler*innen-Szene aus und das wird auch in der internationalen Community geschätzt. Schweden ist beispielsweise der größte Investor in die deutsche Videospielindustrie. Die Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze sind hier gesichert, sodass das Risiko für Investoren geringer ist und durch die Förderung – regional und Bundesförderung – bringen viele Teams gesicherten Eigenanteil mit.

Die Games-Förderung des Bundes steht in der Kritik, große Barrieren für Entwickler*innen zu haben, wie der game kürzlich berichtete. Ist eine direkte Vernetzung mit Geldgeber*innen aus der Wirtschaft der bessere Weg für die Branche und kleine Studios?

Die Bundesförderung ist ein wichtiges Instrument und in ihrem Volumen als ein Zeichen für die Wertschätzung von Games auf politischer Ebene absolut zu begrüßen. Die Kumulierung von Regional- und Bundesförderung ermöglicht den Entwickler*innen, größere Projektvolumina zu stemmen, was die Projekte wiederum interessanter für Investoren und Publisher macht. Wir beobachten also grundsätzlich positive Entwicklungen, die von der Bundesförderung ausgehen. Das Feedback aus der Branche wird der Projektträger sicherlich zur Optimierung der Förderabläufe nutzen. Ohne einen gewissen bürokratischen Aufwand wird es allerdings auch nicht gehen, bedenkt man, dass die Projekte Zuschüsse aus Steuergeldern erhalten, die zum Teil in die Millionen gehen.

Das Medienboard Berlin-Brandenburg ist Förderer der gamesweekberlin. Wie ist ALL EYES ON INDIE hier eingebunden und wie läuft die Kooperation? Wie wichtig sind Events wie die gamesweekberlin für die Reputation Berlins als Games-Standort?

Das Medienboard fördert seit vielen Jahren die gamesweekberlin und ihre Vorgängerveranstaltung, die Deutschen Gamestage. Es gibt kein anderes Event, das so eine vielfältige Zielgruppe anspricht. 2019 besuchten insgesamt 25.000 Besucher*innen aus aller Welt die Veranstaltung! Auch die Online-Ausgabe der Konferenz im letzten Jahr konnte einen Anlaufpunkt für die internationale Community bieten und bildet mit der Vielfalt der Formate – von Womenize! über Dev Booster zum Career Day und vielen weiteren Events – auch die Bandbreite des Standorts ab. Aus diesem Grund, und auch durch die langjährige sehr gute Partnerschaft, ist die gamesweekberlin eine hervorragende Plattform für ALL EYES ON INDIE – und das Matchmaking-Event eine wunderbare Ergänzung der Veranstaltung.

Wir bedanken uns bei Vanessa Zeuch für das Interview. 

Lies mehr über die gamesweekberlin in unserem Interview mit Michael Liebe und Lena Alter.

 


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