Übernimmt ein Roboter das Malen für uns? Hilft Corona ihm dabei?

Die Berliner Kunstszene vor und nach Corona – welche Auswirkungen hat COVID-19 auf die Kunstwelt genommen? Ist die Digitalisierung die Chance aus der Krise? Wir sprachen mit Daniel Bartsch (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa) sowie mit Thomas Schäfer (Künstler) über diese spannenden Themen.

Übernimmt ein Roboter das Malen für uns? Hilft Corona ihm dabei?

Comacon: Herr Bartsch, Herr Schäfer. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen.
Wir würden gerne von Ihnen wissen, wie sich COVID-19 Ihrer Meinung nach auf Museen, Ausstellungen und Vernissagen ausgewirkt haben?

Daniel Bartsch

 

Daniel Bartsch: Wir alle erlebten durch COVID-19 extreme Ausnahmesituationen, die unser berufliches und privates Leben enorm beeinflusst haben. Wir sind sehr froh, dass staatlich geförderte Museen und andere künstlerische Organisationen weitestgehend unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder geöffnet haben. Aktuelle Besucherzahlen gibt es derzeit nicht. Die Besucher sind vorsichtiger geworden, das stimmt. Dennoch können wir sagen, dass im großen und ganzen wieder Normalbetrieb in den Einrichtungen herrscht und die Besucher froh sind, Kunst wieder live erleben zu können.

 

Thomas Schäfer: Geschlossene Museen, abgesagte Vernissagen und verschobene Ausstellungen bleiben für alle ein trauriges Ereignis. Daher freut es mich sehr, dass die Kunstwelten wieder besucht werden dürfen, wenn auch mit Einschränkungen. Regelungen, wie z.B. festgesetzte Besucherzahlen, gelten ja für alle öffentlichen Einrichtungen. Der Besucher ist vorsichtiger geworden, was nachvollziehbar ist. Allerdings bleibt das Kunstbewusstsein und das Gefühl, das man entwickelt, wenn man Kunstwerke live vor Ort erleben kann.

 

 

Comacon: Wie würden Sie sagen hat die Digitalisierung die Kunstbranche verändert?
Ist Kunst durch die Digitalisierung überhaupt noch Kunst und wurde sie gefördert durch COVID-19?

Daniel Bartsch: Die Digitalisierung ist eine Ergänzung zur klassischen Kunst. Digitale Angebote ergänzen die analogen Angebote, werden sie aber nie ersetzen. Zum Vergleich: Ein Lied klingt auf einer Blu-Ray Disk toll, aber ist niemals dasselbe wie ein Live Konzert. Die analoge Kunst gibt Möglichkeit für ein unmittelbares Live Erlebnis für den Zuschauer.

 

Thomas Schäfer

 

Thomas Schäfer: Die digitale Kunst hat ihren Platz gefunden, aber nicht erst seit oder durch Corona. Die Digitalisierung in der Kunstbranche gibt es mittlerweile seit Jahren. Künstler arbeiten via Video, zum Beispiel mit GIFS oder nutzen Virtual Reality (VR) als Träger ihrer Kunstbotschaft. Warum sollten ‚Klassische Künstler‘ davon eingeschüchtert sein? Es ist eine Ergänzung, ein ’neues‘ Medium. Die Malerei wurde auch nicht von der Fotografie abgelöst, die Fotografie (hoffentlich) nicht von der Videografie.

 

 

Comacon: Gehen wir noch einen Schritt weiter: Von der Digitalisierung zu Künstlicher Intelligenz (KI) in Kunst. Es werden in Form unzähliger Programme und Tools Gemälde, Gedichte, Musik und Filme produziert. Unsere Frage: Kann Künstliche Intelligenz (KI) Kunst in Zukunft ersetzen oder braucht es immer den Menschen? Wie kann Kunst und KI zusammenarbeiten?

Thomas Schäfer: Ich würde die Frage passender finden, ob künstliche Intelligenz den Künstler ersetzen kann. Künstler stellen sich selbst eine Frage und versuchen diese ‚mit Kunst‘, sei es das Medium der Malerei, der Fotografie, mit Skulpturen oder Videos, zu beantworten. Es dem Betrachter greifbar machen. Kann sich der Computer selbst eine Frage stellen? Auf diese eine eigene Antwort finden? Sogar ein Selbstbewusstsein für Ästhetik entwickeln? Das kann ich nicht beantworten. Vielleicht noch nicht. So schreiben Künstler heutzutage Algorithmen, die ihnen helfen ihre Fragestellung als neues Medium zu transportieren und nutzen den PC für ihre Aussage. Ein gutes Beispiel dafür ist Refik Anadol . Ein Künstler, der Media Daten von Kunst in digitale Architekturen einfließen lässt und mit Hilfe von ‚künstlicher‘, dennoch durch seine Algorithmen gesteuerter, Intelligenz diese Daten visuell darstellt.. als Kunst. Und als Antwort seiner Frage. Ob Maschinen selbst diese Art von Entscheidungen, die im Begriff der Kunst zu finden ist, treffen können, bleibt abzuwarten. Ich bin gespannt auf die kommende Zeit!

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses Interview und sind sehr gespannt auf die Entwicklung in der digitalen und analogen Kunstbranche.


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