Fotografie ist die große Leidenschaft von Kristian Scheffler. Vor allem dann, wenn er mit Menschen arbeiten und ihnen das Lächeln entlocken kann, das sich im Angesicht einer Kamera reflexartig zu verstecken weiß. Viele Menschen kennen die Abneigung vor einem Fototermin im Büro oder noch von früher aus der Schule. Der Leipziger Fotograf kennt diese Abneigung ebenfalls. Und vielleicht ist er gerade deshalb so gut darin, sie aufzubrechen. In gezielten Performances schafft er ein entspanntes Setting für seine Kund*innen und hält genau den Moment fotografisch fest, in denen sich das authentische Lächeln aus seinem Versteck gewagt hatte.
Wie Kristian dabei vorgeht, was ihn so an der Business- und auch Werbefotografie fasziniert und wie er den Weg zur Selbstständigkeit erlebt hat, erzählt er im Interview. Bei seinem Workshop für das Content Creator Festival 21 wird er dann nützliche Tipps aus dem Bereich Business- und Social-Media-Fotografie geben, die sich auch alleine umsetzen lassen, wenn er selbst nicht für die richtige Stimmung sorgen kann. Der Workshop wird am 27. August im Stream zu sehen sein.
Reißleine zur Selbstständigkeit
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Als Hobby fotografiere ich schon sehr lange. Das erste Mal bin ich während des Abiturs mit der Kamera rumgelaufen und habe sie seitdem nicht mehr aus der Hand gelegt. Ich habe das aber nie als Berufsbild ins Auge gefasst. Als ich mich dann für einen Job entscheiden musste, war ich kurz davor, mich als IT-Systemkaufmann bei Apple zu bewerben. Dann habe ich aber doch noch die Reißleine gezogen und mich um eine Ausbildung zum Fotografen mit Schwerpunkt Portraitfotografie beworben. Später war ich in einem Studio angestellt, wo ich mir aber relativ schnell dachte, dass ich das alleine besser kann, woraufhin ich mich mit Agenturen vernetzt hatte. Inzwischen bin ich seit sechs Jahren selbstständiger Business- und Werbefotograf.
War der Weg in die Selbstständigkeit schwierig?
Ich weiß nicht, ob ich das heute nochmal machen würde. Die ersten drei Jahre waren wirklich sehr schwierig. Erst im dritten Jahr wird es etwas gemütlicher. Man darf sich also nicht entmutigen lassen und wenn man dran bleibt, wird es auch was. Das gilt gerade für die Fotografie. Am Anfang habe ich viel for free gemacht, weil es mir an Erfahrung mangelte. Aber irgendwann bist du in Kreisen, wo sich diese Frage gar nicht mehr stellt. Heute mache ich nur noch dann etwas for free, wenn es mich wirklich packt und weiterbringt. Das mache ich dann am Spaß an der Freude; das ist vom Hobby noch übrig geblieben.
„Die meisten finden Businessfotografie unsexy.“
Heute haben fast alle eine relativ gute Kamera in der Tasche. Beeinflusst das deine Arbeit als Profi?
Es braucht mehr als eine gute Kamera, das weiß ich von den Workshops, die ich gebe. Viel wichtiger ist es, sich verkaufen zu können und das richtige Handling mit den Kund*innen zu haben. Also wie hole ich diese ab, wie kommuniziere ich im Vorfeld, wie plane ich ein Shooting. Das sind Alleinstellungsmerkmale und die bringen Hobbyist*innen i.d.R. nicht mit. Mit meinem Schwerpunkt in der Business-Fotografie habe ich das Problem aber ohnehin nicht so sehr, weil die meisten das ziemlich unsexy finden.
Aber dir gefällt es?
Ja, ich mag das total gerne, den Vorständen dieser Welt die Ernsthaftigkeit auszutreiben. [lacht]
Wie gelingt dir das?
Vorstände, Geschäftsführer*innen oder andere Entscheider*innen haben i.d.R. keine große Lust auf diese Fotoshootings, die ihnen das Office-Management in den Kalender schreibt. Deswegen kommen die in einen Raum, wo ich die Stimmung bestimme. Da läuft dann recht laut Reggae oder 80er-Musik, um direkt mit den Klischees zu brechen. Und dann mache ich mich total zum Clown und wir machen uns gemeinsam über Fotografie-Klischees und Posen lustig. Und dann kriege ich irgendwann das Schmunzeln, das ich gerne für mein Foto hätte. Natürlich kann ich am Ende nur das abbilden, was da ist, und ich kann niemanden umtransformieren. Aber wenn die Person so ist, dann kann ich die Bühne bereiten, dass das dann auch auf dem Foto zu sehen ist.
Es geht also viel um Performance?
Absolut. Das ist die eigentliche Komponente dahinter.
Ist das der Grund, warum du gerne mit Menschen arbeitest, weil dir diese Performance so gut gefällt?
Der eigentliche fotografische Prozess ist meist derselbe, weil ich einfach weiß, was funktioniert und ich wenig optimieren muss. Deshalb ist die Komponente Mensch das Spannende für mich, weil ich die nicht beeinflussen kann. Und da gehört natürlich auch die Performance und die Reaktion darauf dazu. Nicht selten sagen Kund*innen zu mir, dass sie das schon lange machen, sowas aber noch nie erlebt hätten. Das finden die dann geil und dann ist man irgendwie auf dem richtigen Weg.
„Mit jedem Job wächst dein Horizont weiter.“
Du machst aber nicht nur Businessfotografie.
Das stimmt. Ich arbeite auch viel im Bereich Lifestyle-Produktion. Und das mag ich an diesem Beruf so sehr. Du hast neben der Businessfotografie ganz klassische Werbung, du hast Tampons, Müllsäcke, dann hast du einen Bäcker oder eine Schwerindustrie, vor kurzem habe ich die Stadtwerke aus Görlitz fotografiert. Man kommt einfach viel rum und mit jedem Job wächst dein Horizont weiter. Du musst ja die Produkte und Dienstleistungen verstehen, sonst kannst du sie nicht adäquat abbilden. Da musst du auch mal deine Comfort-Zone verlassen.
Arbeitest du auch mit Content-Creator*innen?
Ja, da arbeite ich z.B. mit einer großen Leipziger Agentur zusammen, die viele Influencer*innen betreut. Und mit denen fliegt die Agentur – zumindest vor Corona – zwei bis drei Mal nach Mallorca, wo sie eine große Finca mieten. Da finden dann Coachings zu verschiedenen Themen statt. Aber neben diesen Coachings bringen viele ihre Produkte mit, um dort Content vorzuproduzieren. Dort wird also das Material für die nächsten Monate vorproduziert. Das macht total Spaß und das ist einer der Gründe, warum ich die Fotografie betreibe, weil ich mit meinen Kund*innen nach Mallorca oder Bali reisen kann. Die Influencer*innen wissen natürlich, was sie vor der Kamera machen müssen. Aber den Content muss trotzdem jemand produzieren und weil da teilweise richtig viel Geld drin steckt, sind da auch Fotograf*innen dabei.
„Ich stehe auch nicht gerne vor der Kamera.“
Das heißt in dem Bereich ist ein ganz neuer Stamm an Kund*innen entstanden?
Absolut. Die Werbung hat sich einfach generell verschoben von den klassischen großen Dinos wie TV-Werbung hin zu immer kleineren Zielgruppen. Und die kann man mit den Influencer*innen ziemlich genau ansteuern.
Beim Content Creator Festival 21 gibst du einen Workshop. Was genau bietest du an?
Wir machen einen Workshop zum Thema Businessfotografie. Zum einen aus der LinkedIn Perspektive, wie sollte mein Business-Bild aufgebaut sein, damit ich professionell den anderen Leuten gegenüber treten kann. Und zum anderen in der Facebook-Variante, also wie kann ich mehr Wertigkeit in mein Profilbild bringen. Aber da geht es auch viel darum, wie die Leute selbst gute Bilder von sich machen können. Denn das ist zwar nicht unbedingt schwer, aber die Menschen tun sich einfach vor der Kamera sehr schwer. Da zähle ich mich auch dazu, ich stehe auch nicht gerne vor der Kamera.
Beim Content Creator Festival 21 wird Kristian Scheffler trotzdem vor der Kamera stehen und einen Workshop zum Thema Business- und Social-Media-Fotografie geben.
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