Die drei Mitglieder des PROJEKT:ANTARKTIS Tim, Dennis und Michael sind durch ihren gleichnamigen Film dafür bekannt , Dinge unkonventionell anzugehen. 2018 machten sie sich auf den Weg in die Antarktis, um dort einen Kinofilm zu drehen und sich damit ihren Traum zu erfüllen. Wie das funktionierte, an einen der verlassensten Orte dieser Erde zu reisen und dort einen Kinofilm zu realisieren, lernten die drei mitte Zwanzigjährigen erst, als sie längst unterwegs waren. Einfach machen und nicht nachdenken, ist das Motto der Drei. Das Ergebnis ist keine klassische Dokumentation geworden, sondern mehr ein Metafilm über das Vorhaben selbst, über den Lernprozess und die Komplikationen während des Drehs. “Wir zeigen einfach, was passiert”, erzählt uns Tim im Interview. “Also auch die Rückschläge und die Momente, in denen es nicht perfekt funktioniert hat. Der Film sollte ehrlich sein.”
Mit diesem Abenteuer und dessen besonderer Darstellungsform, die in ganz Deutschland und Österreich im Kino zu sehen war und heute bei den meisten Streaming-Plattformen angeboten wird, haben Tim, Dennis und Michael viele Menschen inspirieren können, ihrem Beispiel zu folgen und den eigenen Träumen nachzujagen. Dabei entstanden abenteuerliche sowie kreative Projekte. “Es war total schön zu sehen, dass wir damit tatsächlich Leute erreicht haben, die sich dann unseretwegen selbstständig gemacht hatten oder mit dem Fahrrad um die ganze Welt gefahren sind.”
„Es ist eine kleine Kunstrevolution!“
Mit dem neuen Projekt haben die Drei wieder etwas Ähnliches vor. Diesmal allerdings nicht an abgelegenen Orten der Welt, sondern in den digitalen Sphären der Blockchain-Technologie.
Damit wollen sie die Technologie bekannter machen, von der die Drei so begeistert sind: “Es ist eine kleine Kunstrevolution, die da gerade stattfindet. Weg von einer Welt der wertlosen Kopien hin zu einer Welt der Wertschätzung und Einzigartigkeit kreativer, digitaler Produkte.”
WEM GEHÖRT DIE MONA LISA?
Gerade kürzlich hatten wir über das Thema NFT-Art berichtet und dabei eher den Investment-Hype beleuchtet, der dieses Phänomen aktuell begleitet und für Schlagzeilen sorgt. Für Tim ist aber eher das andere Ende und die Möglichkeiten für Kreativschaffende interessant, die hier gerade entstehen. Denn lassen sich Non fungible Tokens oder kurz NFTs als digitale Besitzrechte verstehen, die digitaler Kunst einen festen Wert geben können und die Rolle der Urhebenden stärkt.
“Jede*r kann ein Foto der Mona Lisa machen. Aber das heißt nicht, dass das Kunstwerk dann der Person gehört. Und genau so ist es mit NFTs auch. Die Datei können sich theoretisch alle runterladen, aber das Besitzrecht ist klar geregelt. Es wird ein Token, also ein Abschnitt in der Blockchain ersteigert, den es nur ein einziges Mal gibt und der ins eigene Wallet überführt wird und dort das Besitzrecht belegt.”
Masse statt Nische
Bei den Geschäftsmodellen von Spotify, YouTube & Co. sind die Künstler*innen auf enorm hohe Klickzahlen angewiesen, um von der eigenen Kunst leben zu können. Dementsprechend versuchen viele ihren Content so zu produzieren, dass er diese auch generieren kann; ergo: der Masse gefällt. Hier sieht Tim ein großes Problem, da Künstler*innen, die in einer Nische arbeiten, davon nicht leben können, und eine solche Nische dadurch auch weniger bedient wird. Bei NFT-Art ist das anders:
“Es kann reichen, dass nur wenige Leute eine Nische toll finden und die Sachen von einem*r Künstler*in sammeln, sodass diese*r davon leben und weitermachen kann. Das ist eine wichtige Sache, die für Künstler*innen sehr viel verändert. Deshalb wollen wir das vorantreiben und haben die weltweit ersten Kinofilmszenen als NFTs produziert.”
Sechs Szenen können ersteigert werden; alle im NFT-Sinne ein Unikat und mit jeweils eigenem Artwork versehen, sodass ganz neue Produkte entstanden sind. Außerdem bekommen die Käufer*innen einen physischen Print des Artwork mit QR-Code, mit dem das erstandene Werk aufgerufen werden kann, also ein materieller Bezugspunkt für das, was nur digital existiert.
Natürlich nur nachhaltige NFTs
Die Blockchain-Technologie steht aktuell sehr stark in der Kritik, da sie enorme Energiemengen verbrauche, die der Klimakrise nicht besonders zuträglich sind. Tim erklärt uns, dass dies zwar für die größten Blockchain-Netzwerke wie Bitcoin und Ethereum stimme, aber nicht generell der Fall sei. Denn der Energieverbrauch hänge von dem Verfahren ab, mit dem neue Blöcke im Fall einer Transaktion in die Blockchain eingespeist werden, dem sogenannten Minting. Bitcoin und Ethereum verbrauchen hier durch das Proof of Work-Verfahren (PoW) enorme Energiemengen, da hier ein Wettbewerb stattfindet, der gewissermaßen mit Rechenleistung gewonnen werden kann.
Für Tim, Dennis und Michael ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, sodass dieses Verfahren nicht infrage kam. Stattdessen haben sie AtomicHub als Plattform und WAX als Blockchain gewählt, die mit dem alternativen und nachhaltigen Proof of Stake-Verfahren (PoS) arbeiten. Hier wird im Vorfeld durch ein gewichtetes Zufallsprinzip ausgewählt, wer den Block erzeugen darf, sodass kaum zusätzliche Energie aufgewendet werden muss. Der Antarktis gefällt das.
Motivation für die Kreativbranche
PROJEKT:ANTARKTIS geht es bei der Versteigerung nicht primär um das verdiente Geld, sondern um das Vorantreiben der Technologie und deren Möglichkeiten für die Kunst- und Kreativbranche. Deshalb ist ihnen der Nachhaltigkeitsaspekt auch so wichtig, da dieser die Technologie zukunftsfähig macht. Hier möchten sie mit ihren Auktionen andere Kreativschaffende motivieren, ebenfalls in dieses Feld einzusteigen und nachhaltige Plattformen zu nutzen. Die haben aktuell sogar den Vorteil, günstiger zu sein, was sich besonders für Newcomer*innen anbietet.
“Damit ein Kunstwerk auf einer Plattform gelistet werden kann, muss eine Gas-Fee bezahlt werden, die bei Ethereum aufgrund der nötigen Rechenleistung bis zu 300€ kosten kann. Das ist eine große Hürde für Künstler*innen, die nicht abschätzen können, ob sie das durch die Verkäufe wieder rein bekommen. Da sind Plattformen wie AtomicHub oder GhostMarket sehr viel günstiger und spannender, wo der Minting-Prozess nur sehr wenig kostet. Wir haben am Ende ungefähr 20 € gezahlt; Fehlversuche, die wir wieder gelöscht haben, mit eingerechnet.”
„Digitale Form der Wahrheit“
In endlosen Schleifen zirkulieren unzählige Kopien von digitalen Kunstwerken durchs Netz, ruhen kurzfristig als Banner auf einem Facebook-Profil oder werden als Memes durch die WhatsApp-Gruppen der Welt gejagt und von da aus in die Papierkörbe der Endgeräte verschoben. Von den Urhebenden keine Spur. Bei einem NFT behalten die Urhebenden ihr Kunstwerk immer im Blick und wissen, ob es in einer Galerie gezeigt wird, in ein Investment-Portfolio gelegt oder einfach vernichtet wurde.
In der Blockchain und den NFT-Marktplätzen verschwinden die Zugangsbeschränkungen und Gatekeeper weitgehend, die in fast allen Bereichen der Kreativbranchen strukturell verankert sind wie Galerien, Auktionshäuser, Labels, Verlage uvm., die darüber entscheiden, wer mitmachen und Geld verdienen darf und wer nicht. Doch die Lösung des einen ist der Fluch des Anderen. So darf im digitalen zwar jede*r mitmachen, nur Geld verdienen konnte bisher keine*r so richtig. Für Konsument*innen war es bisher kaum möglich, Künstler*innen zu unterstützen und digitale Kunst zu sammeln.
Für Tim ist die Blockchain-Technologie eine digitale Form der Wahrheit und höchste Zeit, dass die Kreativbranche sich diese aneignet.
Update: Das Projekt Antarktis wird beim Content Creator Festival 21 teilnehmen. Am 27. August werden Tim und Dennis einen Vortrag mit anschließender Q&A zum Thema „Von der Idee zum fertigen Film“ halten.
Zu den Auktionen geht es hier lang.
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