#Kulturstirbt – Es muss gehandelt werden bevor es zu spät ist

Rund 1,8 Millionen Menschen arbeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft. 2019 erwirtschaften sie insgesamt einen Gesamtumsatz von 174,1 Milliarden Euro. Durch die Corona-Pandemie haben die Schaffenden der 11 Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Existenzängsten zu kämpfen. Die Umsatzverluste, die das BMWi in seinem aktuellen Monitoringbericht (Stand Oktober 2020) prognostiziert belaufen sich im schlimmsten Fall auf 42 Milliarden Euro (-24 Prozent). Wo die Politiker wegsehen, schauen wir hin und handeln.

#Kulturstirbt – Es muss gehandelt werden bevor es zu spät ist

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit 11 Teilbereichen und über 1,8 Millionen Beschäftigen eine der wohl größten und diversesten Wirtschaften, die Deutschland hat. Keine andere Wirtschaft hat so eine ausgeprägte Magnetfunktion auf andere Branchen.

Die Veranstaltungs-, Musik-, Film- aber auch die anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft erlebten 2020 eine rasante Bergabfahrt. Seit acht Monaten steht die Life-Unterhaltungsbranche still: sehr viel weniger bis gar keine Einnahmen. Denjenigen, die von ihren Einnahmen schon vor der Covid-19-Pandemie kaum Leben konnten, ist jetzt auch dieses Einkommen weggebrochen. Hinzu kommt, das die staatlichen Hilfen meist auf die größeren Unternehmer/n ausgelegt sind und ein Großteil der Solo-Selbstständigen und Freelancer durch das Kriterien-Raster der Hilfsprogramme rutscht. Um die Existenz zu sichern, sind kreative Ideen mehr denn je gefragt. Inspirierend sind hier die Geschichten von HUTHevents und Benno Lehmann.

Katastrophe voraus

Quelle: Monitoringbericht 2020- BMWi

 

Wir steuern auf eine schwerwiegende Katastrophe zu, die Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft haben könnte. Die kommenden Monate werden von Unberechenbarkeit und Unsicherheit geprägt sein. Sehr viele müssen um ihre Existenz kämpfen und versuchen sich ihr Einkommen zu sichern. Die Schaffenden, deren Auftragslage gen 0 läuft, werden ihre Branche verlassen.  Wir sprechen aber nicht nur von den 1.235.767 Mio. Kernerwerbstätigen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben. In der Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten 599.511 K geringfügig Erwerbstätige, wie Mini-Selbstständige. Vor allem diese Menschen hat die andauernde Pandemie hart getroffen. Am 02.11.20 hat der zweite Lockdown begonnen und die Politik hat es nicht geschafft, von April bis Oktober, eine ansatzweise funktionierende Lösung für die prekäre Lage der Kultur- und Kreativschaffenden zu finden. Sie schauen zu wie Existenzen verloren gehen und die Kultur- und Kreativwirtschaft , im wahrsten Sinne, gegen die Wand gefahren wird. Erste Prognosen wie die Zukunft aussehen könnte, wenn jetzt nicht gehandelt wird, gibt es bereits.

Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat im Oktober 2020 einen Monitoringbericht veröffentlicht, in dem es unter anderem auch eine Szenario-Analyse gibt. Diese sagt aus, dass sich der Umsatz der Kultur- und Kreativwirtschaft im mittleren Szenario um rund 23 Mrd. Euro (-13 Prozent) verringern könnte. Im gravierenden Szenario drohen sogar Umsatzverluste von über 42 Mrd. Euro (-24 Prozent). Obwohl der Politik diese Zahlen bekannt sind, erkennen sie den Ernst der Lage nicht.

The Show must go on

Es ist für unsere Gesellschaft von außen nicht ersichtlich in welcher katastrophalen Situation sich die Kultur- und Kreativschaffenden seit Monaten befinden. Jeden Tag werden Fernsehen, Radio, Streamingdienste und Co. einfach weiterhin genutzt und als selbstverständlich hingenommen. Und wir sind die Personen, die das alles am Laufen halten. Wir sind diejenigen, die trotz allem weiter machen. Seit März gab es bei den Programmen keine gravierenden Veränderungen. Zusätzlich werden von der Regierung Hilfsprogramme veröffentlicht, die Unternehmen/r und auch Angestellten helfen. Doch Solo-Selbstständige und Freelancer scheitern bereits an den Zulassungskriterien und können die Anträge für die existentiellen Hilfsprogramme gar nicht erst stellen.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Die Existenzängste der Branchen werden nicht wahrgenommen. Weder von der Gesellschaft noch von der Politik. Deswegen gehen wir am 30.11.2020 in einen Kultur-Lockdown. Die Initiative #Kulturstirbt will zeigen wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Industrie ist. Keine Radiosendung, kein TV-Programm, kein Streaming. Die Politik soll realisieren, wie die Zukunft ohne die Kultur- und Kreativschaffenden, aussehen wird. Deshalb ruft #Kulturstirbt  alle aus der Kultur- und Kreativwirtschaft auf: Zeigt, dass die Branche keine Selbstverständlichkeit ist! Zeigt, dass sie die drittgrößte Wirtschaft Deutschlands ist. Dadurch wird ein Statement an die Politik gesendet und dazu gebracht in einen Dialog zu kommen.

Sonst wird es zu weitreichenden Folgen für die Wirtschaft, für die Kultur und die Gesellschaft kommen.

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8 Antworten auf den Artikel

  • Steinbrenner sagt am 04. November 2020 um 20:29 Uhr:
    Ich bin da ganz bei euch! An die Kultur- und Kreativschaffenden wurde bisher gar nicht gedacht, weder existenziell noch finanziell! Die Gesellschaft braucht euch!!! Ich hoffe, dass alle die es betrifft mitmachen. Nur so kann euer wichtiger Witschaftszweig die Aufmerksamkeit erlangen die ihm zusteht, die Politiker zum genauen Hinschauen und Handeln zwingen und die Masse der Bevölkerung erfährt wie ernst die Lage der Kreativwirtschaft ist! Ihr alle seid wichtig für uns und werdet gebraucht!
  • Preuß sagt am 05. November 2020 um 06:40 Uhr:
    Klasse, dass ihr auf diese katastrophale Lage in der Kulturwirtschaft aufmerksam macht! Es muss dringend etwas passieren. Sowohl die Bevölkerung muss auf diese Missstände in der Kreativwirtschaft aufmerksam gemacht werden als auch die Politiker endlich mal zum Handeln gedrängt werden müssen! Daher finde ich euer Engagement super und hoffe, dass so viele wie möglich euch bei dem Kultur-Lockdown unterstützen werden, denn nur wer handelt kann auch etwas verändern. Ich bin dabei! #Kulturstirbt
  • Elli sagt am 14. November 2020 um 14:09 Uhr:
    Es sollten sich viele hier einbringen, Kultur und Kunst ist geistige Gesundheit und Ausgleich für Stress und Arbeit. Die Politiker ignorieren alles, was denen nicht ins Konzept passt, je mehr Druck sie bekommen, desto eher müssen sie handeln. Es ist so widersprüchlich, wie sie handeln.
  • Ursula Berlinghof sagt am 14. November 2020 um 20:28 Uhr:
    Vielen Dank für diese Worte , neu sind sie nicht. Neu ist die Idee, mal ALLES kurz runterzufahren, also das Radio , den Tatort und Netflix usw. Hab ich immer für meine private Extremistenidee gehalten, um auf das lahme „ohne uns wird‘s still“Geposte zu reagieren... wird es eben leider nicht. Erst wenn wirklich mal die GANZE Unterhaltungsbranche schweigt. Aber wie soll das gehen , bitte?? Dafür wäre ja ein Ozean an Solidarität nötig.....
  • Jürgen Wehde sagt am 15. November 2020 um 10:06 Uhr:
    „Ohne Kunst und Kultur wird es still“ und der Überzeugung, dass Kultur kein Luxus ist, kämpfe ich schon seit Monaten um den Erhalt und die Unterstützung der wichtigen Branche. Die Politiker verschonen mit ihren unverhältnismäßigen Restriktionen richtigerweise die Wirtschaft und scheinen noch nicht realisiert zu haben, dass die Veranstaltungsbranche ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Sie hat mit ihren Hygienekonzepten die Voraussetzungen zur Vermeidung von Infektionen überzeugend umgesetzt, um dann ihren Betrieb einzustellen. Der Hamburger Kultursenator hat wenige Tage vor dem Lockdown gesagt, dann man sich der Erbphilharmonie und Staatsoper so sicher wie nirgendwo anders fühlen kann. Und sein Chef hat nicht auf ihn gehört. Ich unterstütze ihre Maßnahmen aus vollem Herzen!“
  • Dirk Klöffer sagt am 15. November 2020 um 11:26 Uhr:
    Wenn die jetzigen Maßnahmen nächstes Jahr so weitergehen sind sehr bald auch die staatlich subventionierten Kultureinrichtungen elementar in ihrer Exisztenz gefährdet und danach auch die Ausbildungsstätten.In der Politik und Gesellschaft hat noch niemand so richtig begriffen was das bedeutet.
  • Andrea Ruber sagt am 16. November 2020 um 18:55 Uhr:
    Ich unterstütze euch gerne, bin weder Querdenker, noch Leugner, aber diese Maßnahmen sind nicht verhältnismäßig.
  • Claudia Künzel sagt am 17. November 2020 um 00:15 Uhr:
    Ich bin ausgebildete Vergolderin und bin auch künstlerisch tätig. Ich habe das Glück, mein Geld woanders zu verdienen. Mir tut es in der Seele weh, was mit den Kulturschaffenden passiert. Ich glaube nicht, dass man sich im Theater schnell infizieren kann. Ich hoffe, dass sich nächstes Jahr alles irgendwie zum Positiven wendet! Viele Grüße Claudia

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