Bedeutung Kultur- und Kreativwirtschaft
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist volkswirtschaftlich von erheblicher Bedeutung und bringt nicht nur bedeutende kulturelle und kreative Produkte hervor.
Im Jahr 2019 erzielte die KuK eine Bruttowertschöpfung von schätzungsweise 106,4 Milliarden Euro (+ 3, 5 Prozent gegenüber 2018) und einen Umsatz von 174,1 Milliarden Euro (+1,77 Prozent gegenüber 2018).
Beschäftigung in der Kultur- und Kreativwirtschaft
Mehr als 258.790 Unternehmen und über 1,2 Millionen Kernerwerbstätige sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Mit einer Quote von 20,9 Prozent ist die Zahl der Selbstständigen außergewöhnlich hoch.
Rund 1,8 Mio. Personen sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland beschäftigt. Die Mehrheit (53 Prozent) ist dabei sozialversicherungspflichtig angestellt. Weitere 14 Prozent sind Freiberufler und Selbstständige (über 17.500 EUR Jahresumsatz). Des Weiteren sind jeweils 16 Prozent geringfügig bzw. als Mini-Selbständige (bis 17.500 EUR Jahresumsatz) beschäftigt.
Software-Games-Industrie als größter Teilmarkt der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft
Mit über 50 Mrd. EUR ist die Software-/Games-Industrie gemessen am Umsatz im Jahr 2019 der größte Teilmarkt in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft und erzielte rund ein Viertel der Gesamterlöse und zudem die höchste Bruttowertschöpfung. Der zweit- und drittgrößte Teilmarkt ist der Presse- und der Werbemarkt mit je rund 30 Mrd. EUR Umsatzerlösen.
In der Designwirtschaft sind, mit über 60.000, die meisten Unternehmen inklusive Einzelunternehmen zu finden, gefolgt vom Architekturmarkt und der Software-/Games-Industrie.
Übersicht der Teilmärkte 2019 sowie Auswirkungen der Corona Pandemie im Jahr 2020:
Musikwirtschaft
2019 konnte in der deutschen Musikwirtschaft rund 9,0 Mrd. EUR Umsatz erzielt werden, was einem Anteil von 4,6 Prozent an der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft entspricht. Theater-/Konzertveranstalter konnten, mit 2,3 Mrd. EUR den höchsten Umsatz erzielen. 90.879 Personen waren insgesamt in der Musikwirtschaft erwerbstätig, davon 36.110 geringfügig Erwerbstätige und 54.769 Kernerwerbstätige.
Für 2020 ist aufgrund des weitgehenden Verbots von Großveranstaltungen bis Ende des Jahres für die Musikwirtschaft mit einem gravierenden Umsatzverlust von bis zu -59 Prozent zu rechnen.
Während der Corona Krise im 1. Halbjahr 2020 ist Audio-Streaming weiterhin um 21 Prozent gewachsen (Quelle: Bundesverband Musikindustrie 2020). Allerdings ist aufgrund der Corona-Pandemie der Live-Sektor stark bedroht und es ist immer noch nicht klar, wann größere Veranstaltungen im Folgejahr überhaupt möglich sein werden.
Buchmarkt
Rund 14,3 Mrd. EUR wurden im deutschen Buchmarkt insgesamt im Jahr 2019 erlöst. Dies entspricht etwa 7,2 Prozent der Umsätze in der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft. Mit 8,6 Mrd. EUR (60 Prozent) hatten die Buchverlage den größten Umsatzanteil und der Buchhandel mit 3,8 Mrd. EUR rund ein Viertel der Gesamtumsätze generiert. 113.507 Personen waren 2019 im Buchmarkt erwerbstätig, davon 44.683 geringfügig beschäftigt und 68.824 Kernerwerbstätige.
„Die meisten Verlage reagierten angesichts fehlender Präsentationsmöglichkeiten für neue Bücher mit einer Anpassung der Programmplanung. So wurden geplante Neuerscheinungen zeitlich verschoben. Teilweise wurden Titel komplett gestrichen, häufig Nischentitel oder Bücher bisher unbekannter Autorinnen und Autoren.“ Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Quelle: Goldmedia Befragung, Sep. 2020
Kunstmarkt
Der Umsatz im deutschen Kunstmarkt betrug 2019 rund 2,2 Mrd. EUR. Mit 860 Mio. EUR hatten die selbstständigen bildenden Künstler/-innen den größten Umsatzanteil. Der Einzelhandel mit Kunstgegenständen erzielte einen Umsatz von 643 Mio. EUR, gefolgt von den Museumsshops, die mit einem Umsatz von 419 Mio. EUR ca. 19 Prozent erzielten. Im Kunstmarkt waren 2019 insgesamt 49.224 Personen erwerbstätig, davon 17.679 Kernerwerbstätige sowie 31.545 geringfügig Erwerbstätige, darunter überwiegend Mini-Selbständige.
Aber auch der Kunstmarkt steht in diesem Jahr aufgrund der Corona Pandemie vor Herausforderungen. So verursacht COVID-19 durch Galerieschließungen, reduzierte Öffnungszeiten, Absagen von Kunstmessen sowie das Fernbleiben internationaler Besucher/-innen und Käufer/-innen einen Umsatzrückgang von bis zu 31 Prozent. Aufgrund des aktuellen Lockdowns ist mit einem gravierenden Szenario von -64 Prozent zu rechnen. Um dem entgegenzuwirken, wird die Kunst verstärkt online präsentiert und vermarktet und der Auftritt in den sozialen Medien verstärkt.
Filmwirtschaft
Mit rund 10,0 Mrd. EUR macht die deutsche Filmwirtschaft im Jahr 2019 einen Anteil von rund 5 Prozent an der gesamt Kunst- und Kulturwirtschaft. Von Film- und TV- Produktionsunternehmen werden mehr als die Hälfte (52 Prozent( erwirtschaftet. In der Filmwirtschaft waren insgesamt
122.458 Personen in der Filmwirtschaft erwerbstätig (5,8 Prozent der gesamten KuK), davon 63.264 Kernerwerbstätige und 59.194 geringfügig Erwerbstätige.
Die Filmwirtschaft trifft die Pandemie auch extrem. So wird prognostiziert, dass die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel schrumpfen werden und somit mit einem Umsatzverlust von über 70 Prozent zu rechnen ist. Der derzeitige 2. Lockdown wird die Filmbranche hart treffen.
„Die Corona-Krise trifft die Filmbranche von zwei Seiten: Durch die Kinoschließungen ist die wichtigste Auswertungsstufe der Branche weggebrochen. Dazu kommen die Ladenschließungen – dadurch ist der in Deutschland wichtige HomeEntertainment-Markt mit Blu-rays und DVDs eingebrochen. Auf der Produktionsseite sorgen rechtliche Unsicherheiten und Drehverbote für Stillstand an den Filmsets. Trotzdem fallen von den Kinos bis zu den Studios weiter hohe Fixkosten an.“ Thomas Negele, Präsident des SPIO e.V. Quelle: Blickpunkt: Film, Apr. 2020
Rundfunkwirtschaft
In der Rundfunkwirtschaft (ohne ÖffentlichRechtliche) wurden im Jahr Vorjahr rund 10,9 Mrd. EUR Gesamtumsatz generiert. Durch die privaten TV- Veranstalter wird dabei der mit Abstand größte Umsatzanteil in Höhe von 79 Prozent erzielt. Insgesamt sind 65.983 Personen in der Rundfunkwirtschaft erwerbstätig, davon 42.053 Kernerwerbstätige und 23.930 geringfügig Erwerbstätige.
Die größten privaten Sendergruppen ProSiebenSat.1 Media SE und die Mediengruppe RTL Deutschland meldeten für das 1. Halbjahr 2020 Umsatzverluste in Höhe von 12 Prozent bzw. 17 Prozent (Quelle: ProSiebenSat.1 Media SE 2020; RTL Group 2020). Es wird mit einem Umsatzrückgang zwischen 10 und 17 Prozent für die gesamte Rundfunkwirtschaft gerechnet. Allerdings hat sich in der Corona Krise ein langfristiger Trend weiter beschleunigt: Während die TV- und Radio-Werbeausgaben eingebrochen sind, wuchs Online um 3 Prozent (Quelle: Nielsen 2020).
Markt für Darstellende Künste
Rund 5,7 Mrd. EUR Umsatz wurden im Markt für Darstellende erzielt. Mit 2,2 Mrd. EUR haben die Theater- und Konzertveranstalter/-innen den größten Umsatzanteil erworben, gefolgt von selbständigen Bühnen-, Film- und TV-Künstlerinnen und -Künstlern (1,3 Mrd. EUR, 23 Prozent). 111.300 Personen sind insgesamt im Markt erwerbstätig, davon sind 48.578 Kernerwerbstätige und 62.722 geringfügig Erwerbstätige.
Doch auch vor der darstellenden Kunst nimmt die Corona Pandemie keinen Halt. So haben Veranstaltungsabsagen selbständige Künstler/-innen sowie Unternehmen sehr stark getroffen und somit die Umsätze erheblich weggebrechen lassen. Durch die Abstandsregelungen auf der Bühne und im Publikum und die daraus resultierenden reduzierten Zuschauerkapazitäten verursachen einen Umsatzverlust von bis zu 75 Prozent.
Designwirtschaft
Die deutsche Designwirtschaft hat 2019 rund 21 Mrd. EUR Umsatz generiert. Nach der Definition des KuK-Monitoring werden die Werbegestalter umsatzseitig zu 50 Prozent der Designwirtschaft zugerechnet. Somit erwirtschaften sie mit 12,9 Mrd. EUR den mit Abstand größten Umsatzanteil (62 Prozent). 2019 waren insgesamt 275.395 Personen in der Designwirtschaft erwerbstätig, davon 153.570 Kernerwerbstätige sowie 121.826 geringfügig Erwerbstätige.
Da viele Kommunikationsprojekte reduziert oder komplett abgesagt werden, trifft die Corona Pandemie vor allem selbständige Designer/-innen. Es ist mit Umsatzverlusten von bis zu -38 Prozent zu rechnen.
Architekturmarkt
2019 wurden im deutschen Architekturmarkt insgesamt rund 12,4 Mrd. EUR erlöst, etwa 6,3 Prozent der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft. Es waren im letzten Jahr 176.382 Personen im Architekturmarkt erwerbstätig, davon 136.910 Kernerwerbstätige sowie 39.472 geringfügig Erwerbstätige.
Der Architekturmarkt ist einer der wenigen Märkte in der KuK, der trotz Corona Krise hoch ausgelastet und dadurch weniger stark betroffen war. Die Pandemie sorgt für eine erhöhte Nachfrage nach neuen Konzepten für Büros und den öffentlichen Raum. Darüber hinaus stellt die globale Klimakrise die Branche vor neue Herausforderungen wie bspw. eine klimagerechte Stadtplanung bzw. Architektur, was die Umsatzprognose positiv fördert.
Pressemarkt 2019
Rund 30 Mrd. EUR wurden 2019 im deutschen Pressemarkt umgesetzt, was etwa 15,3 Prozent der gesamten Kunst- und Kulturwirtschaft ausgemacht. Davon werden rund 35 Prozent von Zeitungsverlagen und 29 Prozent durch Zeitschriften generiert. Insgesamt waren 2019 245.168 Personen im Pressemarkt erwerbstätig, davon 141.568 Kernerwerbstätige sowie 103.600 geringfügig Erwerbstätige.
Die Nachfrage nach aktuellen Nachrichten aufgrund der Corona Pandemie führte dazu, dass Tages- und Wochenzeitungen stark davon profitierten. Allerdings führte der Lockdown zu deutlich gesunkenen Verkäufen von Publikumszeitschriften. Zwischen 9 und 14 Prozent beträgt prognostizierte Umsatzverlust im Pressemarkt.
Bereits vor der Corona Krise stand der Pressemarkt durch rückläufige Auflagenzahlen und den digitalen Wandel unter Druck und verübte sinkende Verkaufszahlen.
Werbemarkt
Der Umsatz im deutschen Werbemarkt betrug 2019 insgesamt rund 29,6 Mrd. EUR, was einen Prozentanteil von etwa 15,1 Prozent der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft entspricht. Der Werbemarkt setzt sich lediglich aus zwei Wirtschaftszweigen zusammen, wobei die Werbeagenturen mit 25,1 Mrd. EUR rund 85 Prozent ausmachen.
Im Jahr 2019 waren insgesamt 277.249 Personen im Werbemarkt erwerbstätig, davon 157.869 Kernerwerbstätige sowie 119.380 geringfügig Erwerbstätige.
Den Werbemarkt trifft die Corona Pandemie ebenfalls. So gingen Aufträge aufgrund von fehlenden Werbeträgern wie Kino, Sponsoring, Messe-, Kongress- und Veranstaltungssektor verloren. Der Werbemarkt ist stark von der konjunkturellen Situation der Gesamtwirtschaft abhängig. So ist es nicht überraschend, dass für 2020 Umsatzeinbußen zwischen 10 Prozent und 15 Prozent zu erwarten sind.
Software-/Games-Industrie
Der klare Gewinner unter den Teilmärkten ist in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft 2019 mit Abstand die Software-/Games-Industrie. Mit 50,2 Mrd. EUR Umsatz macht diese Branche rund ein Viertel der Gesamtumsätze aus. 2019 waren hier 545.714 Personen erwerbstätig, davon 471.983 Kernerwerbstätige sowie 73.731 geringfügig Erwerbstätige.
Die Corona Pandemie trifft die Software- und Games-Industrie im Vergleich zu den anderen Teilmärkten äußerst gering. Einige Unternehmen verzeichnen sogar durch den pandemiebedingten Digitalisierungsschub gar eine erhöhte Nachfrage. Doch trotzdem ist für 2020 mit einem Umsatzverlust von 6 Prozent bis 10 Prozent für den gesamten Teilmarkt zu rechnen.
Dennoch wird der der Games-Markt in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnen: So soll die Entwicklung von Spielen in den nächsten Jahren mit rund 250 Mio. EUR vom Bund gefördert werden (Quelle: BMVI 2020). Dabei ist für das weitere Marktwachstum u.a. Investitionen in die Netzinfrastruktur, Zugang zu Kapital sowie die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter entscheidend.
Fazit:
Trotz Umsatzrückgängen ist die Kultur- und Kreativwirtschaft eine Branche mit Zukunft! Seit Ende der 1980er Jahre entwickelte sie sich zu einem der dynamischsten Wirtschaftszweige der Weltwirtschaft. In Deutschland betrug im Jahr 2019 die Bruttowertschöpfung ganze 106,4 Mrd. Euro und liefert dadurch einen erheblichen Anteil der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist durch die Covid-19-Pandemie unterschiedlich stark betroffen: Zwar gab und gibt es in den Teilmärkten Darstellende Kunst, Film, Kunst und Musik besonders starke Einbrüche, allerdings werden sich die anderen Teilmärkte Architektur, Presse und Software/Games deutlich resilienter zeigen.
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