Netflix – Besorgte Aktionäre und wie es nach Produktionsstop weitergeht

Netflix hat den Brief an die Aktionäre veröffentlicht. Der Report zum dritten Quartal kam am 20. Oktober 2020 ins Netz und hat viele Besorgnisse bei den Aktionären erhoben. Nachdem die ersten zwei Quartale von 2020 überraschend gut ausgefallen sind, was nicht nur an der Pandemie liegt, durch die viele neue User auf mehr Streaming Plattformen zurückgriffen, da sie mehr Zeit Zuhause verbringen mussten. Auch Erfolgsserien, wie Tiger King oder die neuste Staffel des deutschen Netflix Originals Dark spielten eine große Rolle am Wachstum des Streaming Dienstes. Ist nun Schluss mit dem Hype?

 

Netflix  – Besorgte Aktionäre und wie es nach Produktionsstop weitergeht

DER BRIEF AN DIE AKTIONÄRE

Der Brief an die Aktionäre enthielt viele Informationen über das dritte Quartal, die so manche Aktionäre zum Stirnrunzeln brachten. Zwar kamen 2,2 Millionen neue Abonnementkunden dazu, doch es waren eigentlich 2,5 Millionen erwartet und somit ist die Prognose stark verfehlt. Netflix erklärte, dass dies an den Rekordergebnissen der ersten zwei Quartale und dessen Vorzieheffekt lägen. Diese lagen nämlich bei 15,8 und 10,1 Millionen Neuzugängen.

Der Umsatz lag 2% über der Prognose vom Quartalsbeginn, also 22,7% mit 6,44 Milliarden US-Dollar , was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass der Streaming ARPU (also der Erlös pro Kunde und somit der Kundenwert für das Unternehmen) höher ausfiel als erwartet. Allerdings sank der ARPU trotzdem im Jahresvergleich um 1,6%.

Vorher prognostizierte Nasdaq den Gewinn pro Aktie bei 2,21%. Dieser liegt nun allerdings nur bei 1,74%. So ging die Aktie jetzt im nachbörslichem Handel um 6% zurück. Aktionäre sind verunsichert und ziehen sich zurück.

NETFLIX UND SEINE KONKURRENZ

Netflix sprach in dem letter to the shareholders auch die zunehmende Konkurrenz der letzten Zeit an. Immer mehr Streaming Dienste werden heutzutage Angeboten. Nachdem Disney+ und HBO Max auf den Markt kamen konkurriert Netflix jetzt nicht nur mit Amazon Prime, sondern auch mit diesen.

Auch kleinere Streamingdienste wie Sooner, welcher Arthouse Serien und Filme anbietet, finden immer mehr Signifikanz auf dem Markt. Dazu kommen noch weitere innovative Streaming Dienste dazu. So bietet der deutsche Streaming Dienst JOYN nicht nur ein bezahltes Abo an, sondern bietet auch kostenloses Entertainment, wie Livestreamings und Mediatheken von deutschen Sendern und weitere Serien und Filme. (Mehr dazu in unserem Interview mit COO und Geschäftsführer von JOYN, Tassilo Raesig).

In einem Interview von Variety sprach der CEO von Netflix, Reed Hastings über seinen größten Konkurrenten Amazon Prime Video. Er differenzierte sein Unternehmen indem er unterstrich, dass Netflix ein leidenschaftliches Unternehmen sei. Amazon biete alles an, darunter eben Video on Demand, doch Netflix sei ein echtes Entertainment Unternehmen.

Auch wird die restliche Medienbranche angesprochen. Im Gegensatz zu linearem Fernsehen, Videospielen und Co. beansprucht Netflix nur einen kleinen Anteil der allgemeinen Screentime. Trotzdem sei Netflix erfreut mit anderen Streaming Diensten konkurrieren zu dürfen und fokussiert weiterhin darauf, die erste Wahl für das Online Entertainment zu sein.

 

DIE ZUKUNFT VON NETFLIX

Die Zukunftsaussichten für das vierte Quartal 2020 beinhalten Sechs Millionen Neuzugängen an Abonnements im Gegensatz zu 8,8 Millionen im vierten Quartal des letzten Jahres 2019. Das langsame Wachstum läge weiterhin an den Rekordzugängen der vorherigen Quartale. Wenn diese Prognose sich als richtig ausgibt übertrifft sich Netflix mit einem Rekord von 34 Millionen neuen Abonnements im Jahre 2020. So wird der Rekord von 2018 mit 28,6 Millionen Zugängen geschlagen sein. Allerdings wird bekanntgegeben, dass die bezahlten Abonnements in der ersten Hälfte des Jahres 2021 gegenüber dem Vorjahr zurückgehen werden.

Nachdem der Netflix Original Ratched von Netflix als erfolgreichste erste Staffel 2020 mit über 48 Millionen Streams in den ersten 28 Tagen nach Release bekannt gegeben wurde, können sich Netflix User trotz Produktionsstop auf weitere Originals freuen. Mitte März wurde der hauptsächliche Dreh für über 50 Produktionen abgeschlossen somit viel vorproduziert. Zwar gäbe es nicht so viele Eigenproduktionen wie geplant, aber es würde trotzdem mehr Originals im Jahre 2021 geben als in 2020. Netflix kündigte an auch an, dass Produktionen größtenteils wieder aufgegriffen wurden. Dazu gehören Serienhits, wie Stranger Things und The Witcher. Die meisten bekannten Titel werden in der zweiten Hälfte von 2021 released.

„At least for the next couple of years, every content dollar is spoken for.“

In dem Interview mit Variety sprach Reed Hastings über weitere Zukunftspläne. So stritt Hastings die Expandierung in weitere Entertainment Branchen nicht ab. Zwar ist für das nächste Jahr nichts geplant, doch ist es durchaus möglich, dass die Streaming Plattform auch bald Video Spiele produzieren, in den Bereich Sport expandieren und benutzergenerierte Inhalte anbieten könnte. Allerdings würde Netflix im Moment nur in Filme und Serien investieren. Dabei sei jeder Dollar schon vergeben.

Doch wurde im letter to the shareholders trotzdem nochmal deutlich gemacht, dass die noch immer zu bekämpfende Pandemie die Zukunft von Netflix weiterhin unsicher macht. Allerdings erhofft sich das Wachstum von Netflix, dass im Jahre 2021, nachdem die Welt sich von der Pandemie erholt hat, wieder auf ein ähnliches Niveau wie pre-Covid bildet.

Was allerdings nicht angesprochen wurde, war die sich jetzt verbreitende zweite Welle der Corona Pandemie. Wie Netflix mit dieser umgehen wird und wie sie sich auf das Unternehmen auswirkt ist noch unklar.


Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.